Ein Fest für den guten Zweck

Gießen (ige). Wenn die Redensart »Es gibt nichts, was es nicht gibt« auf ein Angebot zutrifft, dann auf den Flohmarkt »Gießener Tage« des Round Table 94, der am Sonntag in der Hessenhalle stattfand. Bereits am frühen Morgen standen die Besucher Schlange am Eingang, um sich in das Gewühl zu stürzen. Schier unglaublich, was alles angeboten wurde. Und welche Mengen es waren - an Menschen und Waren.
Andrea Fiedler fühlte sich »etwas überfordert.« Denn »zu viel an Klamotten« war es ihr. So blieb es »lediglich bei einem Gürtel«. Sie war mit ihrem Mann Carsten aus Wißmar angereist und hatte Bücher, Schnapsgläser und eine Donut-Backform erworben. Sie beide trieben sich generell gerne auf Flohmärkten herum und fänden es eine »tolle Sache, was die auf die Beine gestellt« hatten.
Mit »die« sind die 16 Mitglieder des Round Table 94 Gießen (RT94) gemeint. Ihr Pressesprecher Jan Billig erzählt, dass man mit 40 Jahren den Round Table verlassen muss, um in den Old Table zu wechseln. »Daher haben wir bei uns immer frisches Blut«, bemerkt er süffisant. Beim Ansturm am Flohmarkt-Tag halfen »bis zu 80 freiwillige Helfer, rekrutiert aus dem persönlichen Umfeld«, so Billig.
Fast 2000 Besucher
Bereits am Samstag war es hoch hergegangen in der Messehalle 7. Da wurden all die Artikel als Sachspenden angenommen, die am nächsten Tag als verkaufsfähig begutachtet und sortiert nach Produktgruppen an den zahlreichen Ständen angeboten wurden. Es gab so ziemlich alles für den Haushalt und das Heim: Gläser, Porzellan und Gefäße für Herd und Tisch. Sessel, Tische, Lampen, Teppiche, Bilder für den Wohnraum. Gar ein Klappbett. Nippes, Vintage, Langspielplatten, Musikkassetten, alte Kameras und Elektronik. Alles, was das Konsumentenherz begehrte, fand sich irgendwo. Fündig geworden war auch Doris Miosga aus Lützellinden. »Mit diesem AUX-Kabel kann ich endlich mein Handy ans Auto anschließen.« Sie sei jedes Jahr vor Ort. An Vintage-Produkten hänge ihr Herz. Immer finde man »Schätzchen zu günstigen Preisen.« So diesmal ein paar bunte Tassen für ihre Arbeitskollegen. Wenn man auf Flohmärkten einkaufe, brauche man »generell nicht so ein schlechtes Gewissen zu haben«, findet sie.
Übriggebliebene Ware, so erklärt Billig, werde nicht vernichtet, sondern gehe als Anschlussverwertung an lokale kleine Abnehmer wie derzeit die Ukraine-Hilfe. Diese Waren würden sodann wiederum auf anderen Flohmärkten feilgeboten.
Nicht nur, weil »ein guter Freund bei RT94 ist«, kommt der Gießener Philipp Briel jedes Jahr hierher. »Es ist doch für einen guten Zweck. Da geht man gerne hin und gibt Geld aus.« Mit seiner Frau und zwei Kindern hat er diesmal »Spiele, Gläser und eine alte Kamera« gekauft. Für ihre beiden Kinder hat Vanessa Weber aus Gießen »jede Menge Klamotten und Spielsachen« ergattert. »Sehr schöne Sachen«, erzählte sie begeistert. »Und zudem das alles für einen wohltätigen Zweck.«
Theresa arbeitet bei der Gießener Tafel. Zusammen mit Dimitri und Johanna, die alle in Wohngemeinschaften leben, sind sie erstmals bei diesem Flohmarkt. Sie haben es nicht bereut. »Wir wollten gucken, was wir für unsere WGs gebrauchen können.« Herausgekommen sind unter anderem »Kram für die Küchen«, zwei Taschen für Tennisschläger, DVDs und ein Vintage-Bild mit Fahrrad-Motiven. Zufrieden ob ihrer neuen Güter begaben sie sich auf den Heimweg.
Fast 2000 Besucher waren diesmal zum Flohmarkt gekommen. Und kaum einer ging mit leeren Händen. Billig geht davon aus, dass ein gut fünfstelliger Betrag auch in diesem Jahr als Reinerlös in verschiedene soziale Vorhaben von RT94 gesteckt werden kann. »Neben den nationalen Serviceangeboten von Round Table engagieren wir uns vorrangig in der Region«, sagt Billig. Auch in diesem Jahr unterstütze RT94 im Rahmen von »Service-Projekten« mit den Einnahmen des Flohmarktes die Tafel, die »Produktionsschule am Abendstern«, das Projekt »Mahlzeit« der Caritas am Eulenkopf sowie die Station Pfaundler in der Kinderklinik. Bei der Aktion »Fruchtalarm gibt es einmal die Woche einen Fruchtcocktail für krebskranke Kinder.