Drei gute Freunde
Der leidgeprüfte Hiob sitzt in der Asche. Eine Scherbe hält er in seiner Hand. Immer wieder fährt er damit über seine Haut. Von Kopf bis Fuß ist er gezeichnet, mit bösen Geschwüren, die ihn plagen.
Satan, der Verwirrer, hatte sich das ausgedacht. Einen Test für Hiob. Um zu sehen, ob er gottesfürchtig bleiben würde, auch in größter Not. Oder ob er abfallen würde von seinem Glauben. Oder sogar Gott fluchen würde, in der Hoffnung zu sterben?
Doch Hiob beißt sich auf die Lippen. Kein Fluch gegen Gott kommt aus seinem Mund. Stattdessen schabt er mit der Scherbe. Hätte er in den Spiegel schauen können, Hiob hätte sich selbst nicht wiedererkannt.
Doch zugleich ist Hiob auch gesegnet. Denn er hat drei gute Freunde: Elifas, Bildad und Zofar. Freunde, die sich auf den Weg machen, um ihn zu besuchen, um ihn zu trösten in seiner Not. Die Freunde ahnen: Jetzt werden sie gebraucht. Jetzt gilt es, bei Hiob zu sein. Als sie ihn sehen, zerreißen sie ihre Kleider, weinen und werfen Staub auf ihre Köpfe. Zeichen der Trauer und Klage. Zeichen der Solidarität mit Hiob. Sie setzen sich zu ihm auf den Boden. Bleiben bei ihm, sieben Tage und Nächte lang.
Drei Freunde, mit Gespür für das, was gerade dran ist. Sie schweigen mit Hiob. Und für ihn.
Keine Sprüche. Keine Floskeln. Sie sind einfach nur da. Und sorgen so dafür, dass Hiob wieder auf die Beine kommt.
Ich stelle mir vor, wie sie nach sieben Tagen und Nächten gemeinsam wieder aufstehen. Es tut gut, nicht alleine zu sein. Es tut gut zu helfen. Es tut gut zu hoffen, dass Gott an unserer Seite ist. In der Asche. Im Staub. In allem, was kommt. Nein, kein Fluch gegen Gott kommt aus Hiobs Mund. Aber ein Dank an seine drei guten Freunde.
Carina L. Schmidt-Marburger
Ev. Gesamtkirchengemeinde »WORM an der Wetter«