Dreckige Beats und saubere Straßen

Gießen (rsc). »Putzen statt Verschmutzen« steht auf dem offenen Klein-Lkw, der den von »CleanUpWalk Gießen« organisierten Demonstrationszug »CleanUpDemo« anführt. Auf der Seite ganz groß: »Wer feiern kann, kann auch aufräumen.« Dröhnende Musik kommt vom Fahrzeug.
Unter dem Motto »Dreckige Beats und saubere Straßen« ziehen gut fünf Dutzend junge Leute - nicht nur Studenten - fast fünf Stunden lang durch die Stadt, um sie »im großen Stil aufzuräumen«, heißt es in der Einladung. Gießener DJ-Kollektive versorgen die Demo mit Technomusik. Es gehe darum, »Umweltbewusstsein und Feierkultur zu vereinen«.
Fast genau ein Jahr ist es her, dass sich die Initiative gründete, zu deren engeren Zirkel knapp zehn Aktive zählen. Im Oktober 2021 startete die erste große Demonstration durch die Stadt, der nun die »zweite Runde« folgte. »Zwischendurch laufen wir ein- bis zweimal pro Monat durch die Stadt zu ausgesuchten Räumen, um herumliegende Hinterlassenschaften aufzusammeln«, erzählt Julian Lange, einer der Initiatoren. So am Tag der Verkehrsinitiativen am 14. Mai rund um den Anlagenring. Die Hinterlassenschaften nach Partys vor dem Unihauptgebäude und am Lahnufer haben damals den Ausschlag gegeben.
Ausgerüstet mit Greifzangen, Handschuhen und Müllbeuteln geht es an der Ringallee los. Erster Zwischenstopps vor dem Unihauptgebäude, weitere am Berliner Platz, Kirchenplatz und Neustädter. Lutz Hiestermann von Gigg, Vertreter der Grünen Jugend, des SDS und von Greenpeace halten Reden und nehmen dabei auch die Stadt in die Verantwortung.
»Wir ersticken in Müll. Unsere Meere, Land und Wüsten sind voll damit. Und während wir uns der Illusion des Recyclings hingeben, wird es immer und immer mehr«, so Anina Vogt und Helena Renz von Greenpeace Gießen. »150 Millionen Tonnen Plastikabfall werden in den Weltmeeren vermutet.« Kleidung werde in Europa jährlich tonnenweise weggeworfen. »75 Prozent davon enden auf der Müllkippe oder werden verbrannt - also nicht recycelt.«
Auch bei Elektromüll sehe es nicht besser aus. »Die aktuelle durchschnittliche Nutzungsdauer für ein Handy beträgt nur rund zwei Jahre.« Deutschland habe beim Wohlstandsschrott der Industrienationen einen entscheidenden Anteil. »Wir konsumieren und verbrauchen Ressourcen in einem atemberaubenden Tempo. Und am Ende steht Müll«, so das fazit von Greenpeace.
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