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»Die Vielfalt der Kulturen ist eine große Bereicherung«

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Von: Christine Steines

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Sabine Burger im Gespräch mit GAZ-Redakteurin Christine Steines. © Oliver Schepp

Auf Bänken kommt man ins Gespräch, das hat sich in der Pandemie gezeigt. Um zu erfahren, was die Gießener und Gießenerinnen bewegt, verabreden sich GAZ-Redakteure mit netten Menschen zum Schwätzchen. Die heutige »Kandidatin« ist Dr. Sabine Burger (65).

Sagen Sie mal, Frau Burger, was nervt Sie aktuell in der Stadt?

Nerven sei vielleicht nicht der richtige Ausdruck, sagt Sabine Burger vorsichtig. Vielmehr mache es sie betroffen, dass in der Innenstadt immer wieder Geschäfte schließen müssten und es so viel Leerstand gebe. Traurig finde sie das Beispiel des Bioladens »Klatschmohn«, der in Schwierigkeiten stecke. Sie schätze dessen Angebot regionaler Produkte sehr.

Und was gefällt Ihnen derzeit besonders gut in der Stadt?

Erfreulicherweise nehme die Vielfalt der Kulturen zu, sagt die Ärztin. Sie lerne in ihrem beruflichen Umfeld viele interessante, kluge und liebenswerte Menschen aus vielen Ländern kennen, das empfinde sie als große Bereicherung. Insgesamt sei die Stadt in den letzten Jahren lebenswerter und bunter geworden.

Wen wollten Sie schon immer mal loben?

Die 65-Jährige lacht, sie findet es prima, dass sie dieses Lob endlich einmal loswerden kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Müllabfuhr in ihrem Stadtteil Allendorf hätten ein dickes Lob verdient, erzählt sie. Freitagmorgens begegne sie auf dem Weg zur Arbeit immer dem Müllauto. Sie wolle dann, um deren Arbeit nicht zu behindern, mit dem Rad auf den Gehweg ausweichen. Aber wenn die Mitarbeiter sie sähen, lächelten sie, unterbrächen ihre Arbeit und winkten sie vorbei. Über dieses zuvorkommende und freundliche Verhalten freue sie sich. Burger: »Und ich merke dann, wie die Müllwerker sich ebenfalls freuen, dass ich mich so freue. Besser kann ein Tag doch nicht beginnen!«

Was würden Sie als erstes in Angriff nehmen, wenn Sie Oberbürgermeisterin wären?

Oberbürgermeisterin Burger würde ein Gießener Kompetenzteam »Nachhaltigkeit und Klimawandel« zusammenstellen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Berufen. Die Aufgabe dieses Teams wäre es, die Wichtigkeit von sorgfältigem Umgang mit Ressourcen zu verdeutlichen. Ziel sei, dass alle Mitbürgerinnen und Mitbürger sich gerne engagierten und nachhaltig lebten, statt darüber zu jammern, was heutzutage nicht mehr gehe. »Schließlich sind wir alle nur für kurze Zeit Gäste auf diesem Planeten. Es liegt in unserer Verantwortung, den kommenden Generationen eine lebenswerte Existenz auf der Erde zu sichern.«

Bitte beenden Sie folgenden Satz: »Für Gießen wünsche ich mir…

...dass die Vielfältigkeit unseres Stadttheaters erhalten bleibt.« Es sei klar, dass das Haus nicht mehr in dem Maß beheizt werden könne, wie wir das gewohnt waren. Aber man müsse es positiv sehen: »Wenn es nicht so warm ist, bleibt der Geist wacher. Dafür ziehe ich mich auch gern dicker an.«

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