Die Magie des Kneipenfaschings

Fasching und die Ludwigstraße gehören in Gießen einfach zusammen. Da sind sich die Wirte Torsten Ströher vom Apfelbaum, Bina Dzierzewski vom Ritzis und Marian Radovic von der Zwibbel einig. In ihren und vielen anderen Kneipen dort steppt von heute Abend an der Bär. Aber auch abseits der Feiermeile bekommen Partygäste und Fassenachter einiges geboten.
Einfach wieder so feiern, wie es einmal war. Ohne Maske und Abstand, mit einer Leichtigkeit«, darauf freut sich Zwibbel-Inhaber Marian Radovic in der heute Abend startenden Hochphase der fünften Jahreszeit. Der Zwibbel-Wirt gesteht: »Für uns ist das die schönste Zeit im Jahr. Wir sagen immer, dass wir 52 Wochen im Jahr üben für eine Woche Fasching.«
Diese »schönste Zeit im Jahr« beginnt in der Zwibbel am heutigen Donnerstag für alle Frauen mit Altweiberfasching. Los geht es ab 19 Uhr. Wem das zu spät ist: Das Ritzis öffnet zu Weiberfasching bereits um 17 Uhr. Viel nackte Haut wartet beim Men-Strip mit Gogo-Tänzern im Apfelbaum, der seine Türen bis 23 Uhr exklusiv für weibliche Gäste öffnet.
Am Freitag heizen in der Zwibbel Malle-Schlagersänger Pepe Palme und Vroni beim Ramba-Zamba-Faschings-Spezial ein. Weiter geht es am Samstag mit Schlagerstar Kreisligalegende und Malin Brown. Am Faschingssonntag und am Rosenmontag öffnet die Zwibbel zu Fasching XXL und Fasching total jeweils schon um 11 Uhr. »Als Schmankerl haben wir am Montag die Aandorfer Domspatzen zu Gast«, sagt Radovic. Am Dienstag klingen die närrischen Tage in der Zwibbel mit der Mega-Faschings-Studentenparty aus, »weil die Studis in den letzten Jahren immer am Dienstag ihre letzte Klausur geschrieben haben«, erklärt der Inhaber.
Doch warum gerade in der Ludwigstraße Fasching feiern? »Aus Tradition«, antwortet Radovic. »Die Zwibbel und der Rest der Ludwigstraße sind seit Generationen die Faschingsinstitutionen in Gießen. Es hat eine eigene Magie, hier in den Kneipen zu feiern«.
Fünf Mottos zur Auswahl im Ritzis
Das Ritzis stellt die Faschingstage unter unterschiedliche Mottos. Los geht es am Freitag mit einer Oma-&-Opa-Party. Es folgen Glamour am Samstag und Après Ski & Alm am Sonntag. Weitere Partys widmen sich am Montag Tieren und am Dienstag Emojis. Ein Muss sei die passende Verkleidung aber natürlich nicht, sagt Wirtin Bina Dzierzewski, die sich auf die besondere Faschingatmosphäre im Ritzis freut. »Hier ist immer Spaß und Action, immer Stimmung und gute Leute.« Zusätzlich zur Kneipe wird auch ein Zelt im Hof bespielt.
Ein Faschingszelt gibt es erstmals auch hinter dem Apfelbaums. Inhaber Torsten Ströher freut sich darauf, dass »endlich wieder Stimmung ist, dass die Leute wieder ausgelassen feiern können«. Am Freitag feiert Ströher bei der Kölsch Nacht mit Kölsch-Fässchen zum Selbstzapfen, am Samstag beim Vorglühen ab 18 Uhr oder bei der Doppeldecker-Party um 20 Uhr. Am Faschingssonntag und am Rosenmontag steht das beheizte Bierzelt zum Feiern zur Verfügung. Der »Faschingswahnsinn« am Sonntag startet in der Kneipe ab 10 Uhr, im Partyzelt ab 12 Uhr. Bei der Mega-Mallorca-Party am Rosenmontag treten Chris Mega, Isi Glück und Honk auf. Ab 13 Uhr geht es im Partyzelt los. Ströher trägt an Fasching seine Arbeitskleidung. »Ich verkleide mich als ›Tim Taylor, der Heimwerker‹«, sagt er. »Ich bin zur Stelle, wenn eine Lampe oder eine Box ausfällt.«
Queere Party im MuK
Auch abseits der Ludwigstraße stehen die Partys im Zeichen der fünften Jahreszeit. Am Sonntag steigt in den Hessenhallen ab 16 Uhr die Fasching-vs-Malle-Party, nach eigenen Angaben Hessens größtes Faschingsevent mit -Auftritten von Schürze (»Layla«), Bierkapitän (»Lea«), Julian Sommer (»Dicht im Flieger«), Zipfelbuben (»Olivia«) und Frenzy (»Bierpolizei«).
Im MuK findet am Faschingssamstag die Faschingsedition von Kings&Queers statt. Warum man dabei sein sollte? »Weil wir die einzige LGBTQ-Party sind, die an Fasching stattfindet«, antwortet Tim Siegling, der die Party organisiert, auch weil in Mittelhessen Schutzräumen für queere Menschen zum Feiern fehlten. Der Blick nach Frankfurt zeige, dass immer mehr Übergriffe stattfinden. »Deshalb wollen wir mit der Party einen Safe-Space schaffen, wo Leute ohne Angst vor Anfeindungen oder Angriffen sicher feiern können.« Siegling freut sich auf viele verkleidete Gäste. Denn: »Es gibt einen Kostümwettbewerb, bei dem per Applaus für das beste Kostüm gestimmt werden kann.«
Videowagen der Polizei im Einsatz
Auch in vielen anderen Kneipen der Ludwigstraße und der ganzen Stadt wird in den nächsten Tagen natürlich ausgelassen Fassenacht gefeiert. Stadt und Polizei haben jedoch den Bereich der oberen Ludwigstraße als sogenannten Hot-Spot ausgemacht.
So wird der Teil der Partymeile zwischen Bleichstraße und Liebigstraße wie auch 2020 schon von Sonntag, 10 Uhr, bis Montag, 6 Uhr, komplett gesperrt bleiben, um den närrischen Feiern mehr Sicherheit zu geben.
Stadt baut neue Zufahrtsperren auf
Ergänzt wird die Sperrung durch die von der Stadt neu angeschafften mobilen Zufahrtsperren. Für den Fall dass Einsatzfahrzeuge in den geschützten Bereich einfahren müssen, sei dies jederzeit gewährleistet, sagt Stadtsprecherin Claudia Boje. Während des Umzugs werden darüber hinaus Zufahrtsperren in Form von Fahrzeugen auf den Zufahrtstraßen zum Schutz des Umzuges eingesetzt. Auch die Polizei ist mit einem großen Aufgebot im Einsatz. Rund 100 Einsatzkräfte, zum Teil mit Bodycams ausgerüstet, sollen für Sicherheit sorgen. Wie Polizeisprecher Jörg Reinemer erklärt, wird die Polizei auch mit der mobilen Videoüberwachungseinheit in der oberen Ludwigstraße präsent sein. Die hatte bereits in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass sich Straftaten reduziert hatten.