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Der Trost der Musik

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Ich sitze im Wohnzimmer, die Kopfhörer über den Ohren und höre Musik. Nichts um mich herum bekomme ich mit. Die Musik hat mich ganz in ihren Bann gezogen. Das passiert nicht so häufig. Musik läuft oft im Hintergrund, wenn ich morgens die Kaffeemaschine anstelle, beim Autofahren oder beim Laufen. Jetzt ist es anders. Ich fühle mich eins mit diesem Universum aus Klängen.

Die Musik hat mich in eine andere Sphäre gehoben. Die Welt, all das, was uns beschäftigt und zu Recht mit Sorge erfüllt, ist für einen Augenblick weit weg.

Vielleicht kennen Sie das auch. Zu Hause im Wohnzimmer. Auf der Wiese bei einem Rockkonzert. Oder früher beim Singen im Schulchor in der Weihnachtzeit. Das sind ganz besondere Momente tiefen Erlebens, in Kontakt mit sich selbst und anderen. Auf gewisse Weise fühlen wir uns ganz intensiv mit dieser Welt verbunden und - als religiöse Menschen - auch mit Gott.

Ein Mensch, der zeitlebens auf der Suche nach solchen Momenten gewesen ist, war Heinrich Schütz. Er ist vor 350 Jahren gestorben und gehörte zu den großen Komponisten der Barockzeit. Für ihn war Musik Trost und Halt in einer trostlosen Zeit. Der Dreißigjährige Krieg, die Pest und furchtbare Armut vieler Menschen bestimmten diese Epoche. Schütz hat all dem Leid wunderbare Musik entgegengesetzt. Für ihn war die göttliche Kraft in der Musik spürbar, die die Welt verwandelt.

Zu seinem Todestag in diesem Jahr wird dieses Musikers und Komponisten an vielen Orten gedacht. Auch wir feiern in Gießen ab morgen ein Heinrich-Schütz-Fest (siehe giessen-evangelisch.de). Die Musik von Schütz erklingt an verschiedenen Stellen noch einmal neu. Vielleicht entstehen solche Momente von Trost und Hoffnung, wie sie Schütz gesucht hat. Das wäre in dieser Zeit nicht das Schlechteste.

Pfarrer Dr. Gabriel Brand Pfarrstelle für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat

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