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Der Sound zum Videospiel

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Von: Barbara Czernek

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Mit Laserschwert und Ratequiz prüft Martin Spahr das Wissen des Publikums. © Barbara Czernek

Gießen (bac). Opulent, imposant, aber auch lieblich und spielerisch leicht: Die Musik zu den Videospielen ist so unterschiedlich wie die Spiele selbst. Sie ist ein unerlässlicher Teil, auch wenn auch oft nur im Hintergrund wahrgenommen. Wie opulent diese Art der Musik wirklich sein kann, das zeigte das dritte Familienkonzert dieser Spielzeit am Sonntagvormittag.

Martin Spahr, der das Orchester mit leichter Hand führte und zudem moderierte, hatte einen kraftvollen Querschnitt der besten Game Music zusammengestellt, den er in bester Spiellaune mit dem Orchester dem jungen Publikum präsentierte. Bekannte Melodien aus Videospiel-Klassikern wie Super Mario Brothers oder Tetris bis hin zu aktuellen Soundtracks wie James Bond 007: Blood Stone hatte er zusammengestellt und dabei ein glückliches Händchen bewiesen: Den Musikern merkte man die Spielfreude an den eingängigen Melodien an und auch das Publikum, von jung bis alt, war von Anfang an begeistert. Und dieses Mal hatten die Kinder die Nase vorn, denn sie errieten sehr schnell, um welches Videospiel es sich jeweils gehandelt hatte.

Daher wagte Spahr ein kleines Ratespiel mit dem Publikum: Er legte einen Helm, eine Mickey- Mouse-Figur, ein Laserschwert und eine Plastikkanone auf den Bühnenrand und wollte wissen, ob die jungen Zuhörer die nächsten Musikstücke den Utensilien zuordnen können. Das Laserschwert gehörte klar zu Star Wars, bei den anderen Musikeinspielungen wurde es jedoch knifflig: Die Wasserpistole gehörte zu dem Spiel Halo, der Bauhelm stand für Civilisation 4, einem Strategiespiel, und Mickey Mouse stand für Kingdom Hearts. Da das Publikum nicht nur von Kindern und Jugendlichen bevölkert wurde, sondern auch von etlichen etwas älteren Semestern, die auch ältere Spiele und die dazugehörige Musik kannten, wurden die Musikstücke auch immer geraten.

World of Warcraft bis Super Mario

Der polyphone Rahmen erstaunte nicht wenige: Hierbei wurde an orchestraler Bandbreite alles, was ein Symphonieorchester zu bieten hatte, aufgefahren, inklusive einiger Erweiterungen wie ein Klavier, eine Harfe und zusätzlich Perkussionsinstrumente, die ansonsten seltener in Gebrauch sind. Entsprechend aufgerüstet startete das Programm kraftvoll mit der Interpretation der Musik zu World of Warcraft, dem Klassiker unter den Videospielen. »In diesem Spiel konnte man zum ersten Mal seinen eigenen Charakter selbst herausarbeiten und definieren«, erläuterte Spahr. Die Musik dieses Spielklassikers drückt die Variabilität dieses Spiels aus.

Und genau dies ist auch der Zweck der Game Music: Sie soll den Spieler fordern, unterstützen und bei Laune halten. Sie muss markant sein und Wiedererkennungswert haben, erläuterte Spahr. Im Gegensatz zur Filmmusik, die die Spannung erhöhen soll, müsse Game music Spieler unterstützen, dass sie weiter spielen. »Wenn man vor Schreck aus dem Sessel fliegt, das wäre nämlich schlecht«, erläuterte Spahr sehr zum Vergnügen aller.

Eine entsprechende Demonstration folgte anhand der Musik zum James-Bond-Spiel Blood Stone: Die Bond-Melodie war klar erkennbar, verharrte jedoch in einer Melodik, bis Spahr einen Schritt weiterging. Doch auch die musikalische Entwicklung innerhalb der Videospiele blieb nicht unberücksichtigt, denn die Klangfülle wuchs erst mit den Jahren. So kommt die Melodieführung von Tetris und von Super Mario mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln und kleinen Tricks daher im Vergleich zu der Klangfülle heutiger Game Music, was der rasanten digitalen Entwicklung geschuldet ist.

Für Spahr war dies sein Abschied als Kapellmeister des Stadttheaters. Der in Gießen aufgewachsene Musiker wird unter der neuen Intendanz als Betriebsdirektor für den reibungslosen Ablauf der Konzerte und Proben sorgen.

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