Sanierung am Alten Schloss in Gießen – Kosten gehen in die Hunderttausende

Am Alten Schloss in Gießen steht eine Sanierung an: Die Schindeln am Turm haben sich gelockert. Und das ist noch nicht alles.
Gießen – Man sieht es fast nur, wenn man von der Sonnenstraße in Richtung Brandplatz läuft, obwohl die Baustelle groß ist: Am Heidenturm des Alten Schlosses ist seit einigen Tagen ein Gerüst aufgebaut. Wie Katharina Weick-Joch, Leiterin des auch im Alten Schloss ansässigen Oberhessischen Museums auf Nachfrage berichtet, haben sich an der Dachhaube des 30 Meter hohen Turms Schindeln gelockert. Bei stärkerem Wind sind bereits Schieferplatten herabgefallen.
Zunächst wurden inzwischen die losen Schiefer gesichert, nachbefestigt und Bereiche zeitweise gesperrt. Zur dauerhaften Erhaltung der Bausubstanz soll nach Auskunft von Stadtsprecherin Claudia Boje die Dacheindeckung insgesamt erneuert werden. Diese wird inklusive der Vordeckung komplett zurückgebaut. Die vorhandene Schalung bleibt erhalten. Zur Sanierung des Daches ist eine neue Schiefereindeckung auf einer zusätzlichen Holzschalung vorgesehen - als sogenannte »Altdeutsche Schiefereindeckung« nach historischem Vorbild. Die Schindelverkleidung der Fassade wird lediglich ausgebessert. Zudem werden die Fenster der Satteldachgauben nach historischem Vorbild erneuert. Die Abdeckung der Fensterbänke aus Eichenholz bleibt, wird durch Zinkbleche geschützt.
Baukosten am Alten Schloss in Gießen wohl 210 000 Euro
Die Baukosten belaufen sich auf geschätzte 210 000 Euro. Die Dauer der in der nächsten Woche beginnenden Dachdeckerarbeiten ist mit rund neun Wochen veranschlagt.
Schon im Mai 2019 waren der barrierefreie Zugang an der Rückseite des Museums sowie die Terrasse des Restaurants Schlosskeller zeitweise gesperrt worden, nachdem zuvor das städtische Hochbauamt mittels Drohne das Turmdach inspiziert und mögliche Gefahren festgestellt hatte. Wegen der lockeren Schindeln droht aktuell zudem Wasser in das Bauwerk einzudringen, in dessen Innerem Museumsbesucher über 102 Stufen bis unter das Dach steigen können. Der Museumsbetrieb und Betrieb des Restaurants »Schlosskeller« soll von den Arbeiten möglichst nicht eingeschränkt werden.
Altes Schloss in Gießen hat bewegte Geschichte
Der auch Diebsturm genannte denkmalgeschützte Turm mit seiner Welschen Haube war in den späten 1970er Jahren aus Bruchstein auf den restlichen Teilen der ursprünglichen Grundmauern des Schlosses wieder aufgebaut worden. Die Anfänge des Schlosses reichen bis ins 14. Jahrhundert und gehen auf den Ausbau der mittelalterlichen Stadtbefestigung zurück.
Die Nutzung als Museum begann mit der Übereignung an die Stadt im Jahr 1893. Durch die Zerstörung im Dezember 1944 blieb es allerdings lange Ruine, wurde erst 1976 im alten Erscheinungsbild neu errichtet. Erst seit 1980 sind dort unter anderem die Gemäldegalerie und die Museumsverwaltung untergebracht. (Karola Schepp)