Der »Clean Up Walk« macht Schule

Gießen (lea). Abgesehen von vereinzelten Autos ist der Parkplatz Ecke Grünberger/Georg-Elser-Straße leer - bis auf ein mit Handschuhen, Greifzangen und Müllsäcken beladenes Lastenfahrrad, drei jungen Männern, einem Bollerwagen mit großen Boxen und einer im Wind flatternden Flagge, auf der »Clean Up Walk Gießen« zu lesen ist. Da tauchen gut 30 Jugendliche auf der anderen Seite der Grünberger Straße auf.
Sie Überqueren die Straße und steuern auf Bollerwagen und Lastenfahrrad zu. Dort werden sie von Julian Lange, Maximilian Nissen und Marius Braun in Empfang genommen. Die drei Männer vom Clean Up Walk Gießen helfen zwei achten Klassen der Clemens-Brentano- Europaschulen (CBES) Lollar/Staufenberg und Allendorf/Lumda, Müll zu sammeln; sie geben Tipps und stellen die Utensilien. Kurz danach gehen Schüler sowie Klassenlehrer Andreas Bender aus Allendorf/Lumda und Helmut Hinrichs aus Lollar zum Bollerwagen, um sich mit Greifzangen, Müllbeuteln und Handschuhen zu bewaffnen,
Freude über Eigeninitiative
»Es ist toll, dass sie sich selbst gemeldet haben«, sagt Braun. Lange ergänzt: »Es ist auch in unserem Interesse, Jugendliche dabei zu haben und zu unterstützen«. Seines Wissens ist es das zweite Mal, dass eine Aktion gemeinsam mit Schülern stattfindet. »Ich habe gerade Semesterferien, deshalb hat es gut gepasst«, sagt er.
Nils Pankratius von der CBES Lollar/Staufenberg sammelt gemeinsam mit Magnus Pompeius. Gerade versucht er, einen Zigarettenstummel mit einer Müllzange aufzuheben. »Es ist schön, ein Vorbild zu sein«, sagt der 13-Jährige. »Ich hoffe, dass andere das dann nachmachen«.
Zu den »Clean Up Walks« gehört eigentlich immer Techno-Musik. Im Fall der Müllsammelaktion mit den Schülern durften diese ihre Musik aber selbst aussuchen. Und da jeder einen anderen Geschmack hat, schallt mal »So when you’re near me, darling, can’t you hear me, SOS?« von ABBA über den Parkplatz, es folgt Eminem, dann wird Müll aufgepickt, während Udo Jürgens unter grauem Gießener Himmel von griechischem Wein singt.
Lea Loth, Floyd Hildebrandt und Mariella Wagner haben nach wenigen Minuten schon die erste Mülltüte gefüllt. »Es waren sehr große Sachen dabei«, erklärt Floyd. »Fußmatten zum Beispiel«. Viel Plastik, ergänzt Mariella. »Wir wollen etwas für die Umwelt tun«, erklärt Lea die Müllsammelaktion. »Und den Wettbewerb gewinnen«, ergänzt Floyd.
Bei »dem Wettbewerb« handelt es sich um den Bundesumweltwettbewerb, für den Bender seine Schüler ermuntern konnte. Daraufhin entwickelten die Schüler der CBES die Idee, an einer Müllsammelaktion teilzunehmen. »Es gab zunächst eine Zukunftswerkstatt, in der die Schüler Umweltprobleme in und um Gießen gesammelt haben«, berichtet Bender. Nachdem man sich für eine Müllsammelaktion entschieden hatte, gab es eine theoretische Unterrichtsphase: Was sind die Auswirkungen von Müll in der Umwelt? Wie schnell verrottet er? Was passiert beim Recyclen? Dem folgte die eigentliche Müllsammelaktion.
Netzwerk soll entstehen
Diese soll auch den Grundstein für ein langfristiges Projekt legen: ein Netzwerk von Schulen zu schaffen, die einerseits über Umweltprobleme aufklären, andrerseits aber auch je einmal im Jahr Müllsammeln gehen. »Wenn in einem Netzwerk von nur zwölf Schulen alle vier Wochen eine Klasse Müll sammelt, würde das ganze Jahr etwas für die Umwelt getan, und keine Schule hat einen großen Ressourcenaufwand«, betont Bender.