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Den Menschen zugewandt

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Von: Klaus-Dieter Jung

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Spalier für den beliebten Pfarrer. © Klaus-Dieter Jung

Gießen-Rödgen (rc). »Der Pfarrer geht, die Gemeinde bleibt«, stellte wehmütig Pfarrer Wolfgang Heger im Verabschiedungsgottesdienst in der Kirche von der Kanzel herunter fest. Ein Festgottesdienst im voll besetzten Gotteshaus und ein »Überraschungsfest« zu Ehren des Mannes, der 20 Jahre als evangelischer Seelsorger im Stadtteil arbeitete, waren nur äußerliche Zeichen der Würdigung und Anerkennung des beliebten Pfarrers.

Die Verbundenheit mit dem 65-Jährigen, der das christliche Leben der Rödgener zwei Jahrzehnte auf vielfältige Art und Weise gestaltete und große Spuren hinterlässt, war deutlich bei der Verabschiedung zu spüren: In Worten, dem Händedruck und auch mit Tränen.

Peter Lustig als Idol

Ein Abschied hinterlasse eine Stimmung, sagte Heger, der zu Beginn seiner Predigt auf humorvolle Weise seine Rolle als Pfarrer, unterlegt mit den entsprechenden Requisiten, darstellte. Es wurde viel gelacht. Heger bekannte, sein Idol sei Peter Lustig, man sollte seine Löwenzahn-Sendung heilig sprechen, forderte er. »Was kommt auf uns zu?«, sei eine der Fragen, die im Raum stehe. »Finden wir jemand?« Das fragten sich nun die evangelischen Gläubigen.

Heger kehrt in die alte Heimat nach Eschwege zurück, wo sein Vater mit bald 103 Jahren lebt. Und er will zur Ruhe kommen. Aber wenn die ihm zu viel wird, »dann bin ich sofort wieder hier«, kündigte er an, und langanhaltender Applaus signalisierte Zustimmung.

Propst Matthias Schmidt entpflichtete Wolfgang Heger von seinem Amt und segnete ihn für seinen weiteren Weg. »Man sieht die Zuwendung zum Menschen hin«, beschrieb er den in Ruhestand gehenden Seelsorger. Rödgen sei dessen Ankerpunkt gewesen, stellte Schmidt fest. Heger habe zu den vom Kabarettisten Hans-Dieter Hüsch so genannten »Gauklern Gottes« gehört.

Wolfgang Heger hatte ab 1975 evangelische Theologie in Göttingen, München und Marburg studiert, war sechs Jahre als wissenschaftlicher Assistenz in Marburg und Heidelberg tätig und absolvierte sein Vikariat in Kassel. 1990 folgte die Ordination in der Marburger Elisabethkirche. Er wechselte durch Heirat in die südhessische Kirche zu seiner Ehefrau nach Großen-Buseck. Zwei Söhne kamen dort zur Welt. Ab Mai 2002 übernahm er die Pfarrstelle in Rödgen, 2005 kam Trohe hinzu. Seit acht Jahren war Heger auch für Gottesdienst und Seelsorge im Seniorenzentrum Annerod zuständig.

Erinnerungen an Gemeindefeste

Es folgten Erinnerungen an die Gemeindefeste der vergangenen Jahre, die durch eine Kirchenvorsteherin und einen Vertreter der Burschenschaft, in der Heger Mitglied ist, vorgetragen wurde. Deutlich wurde, wie sehr der Abschied allen zu Herzen geht. »Der Gemeinde, wie mir selbst«, stellte Heger fest. »So ein Abschied kostet richtig Kraft!« Aber mehr noch bleibe die Dankbarkeit, für noch hoffentlich viele Besuche von ihm in der Gemeinde.

Ein Lob sprach der scheidende Pfarrer den Rödgener Gläubigen aus: »Sie waren von Anfang an sehr dankbar und aufgeschlossen für neue Ideen«. Es habe immer verlässliche Kräfte und »gute Seelen« im Zusammenhalt des Gemeindelebens gegeben, erinnerte er an die harmonische Zusammenarbeit. Den Gottesdienst umrahmten musikalisch Danilo Kuhn (Orgel) und Katharina Pior (Geige) sowie ein Chor aus Mitarbeitenden der Kirchen-gemeinde.

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