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Corona, Inflation, Energiekosten: Kleines Café in Gießen kämpft weiter um Existenz

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Von: Kays Al-Khanak

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Memoona und Moiz Hashmi führen die kleine Bäckerei »Breakpoint« an der Bismarckstraße. © Kays Al-Khanak

Die Inhaber des kleinen Gießener Cafés »Breakpoint«, Moiz und Memoona Hashmi, trotzen den Auswirkungen von Pandemie, Inflation und hohen Energiekosten.

Wenn Kunden ihnen sagen, dass es solche kleinen Läden wie ihren öfter geben müsste, wenn sie ihnen Respekt dafür zollen, weiter durchzuhalten, dann motiviert das Moiz und Memoona Hashmi, auch am nächsten Tag wieder ihr Café an der Bismarckstraße aufzuschließen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Bäckerei »Breakpoint« getroffen, nun kommt die Inflation und die steigenden Energiekosten hinzu. Das Ehepaar stemmt sich mit aller Kraft gegen die Krisen - und setzt stattdessen auf neue Ideen.

Seit viereinhalb Jahren führt das Ehepaar Hashmi die kleine Bäckerei an der Bismarckstraße. Hier bieten sie werktags von 7 bis 16 Uhr neben deutschen und türkischen Backwaren auch pakistanische Spezialitäten wie vegane Samosas an. Vieles bereiten sie selbst zu: die Brötchen, die Samosas, auch die Aufstriche für die belegten Brötchen. Die beiden Inhaber punkten mit Herzlichkeit; ein Schwätzchen mit den Kunden gehört für sie dazu. Auch die Lage des Ladens ist nicht übel - vor allem mit Blick auf die Laufkundschaft. Die beiden Hochschulen haben hier Standorte, es gibt die IHK, Schulen, Praxen und Büros. Doch genau dieser Vorteil wurde den Hashmis zu Beginn der Corona-Pandemie und des Lockdowns zum Verhängnis: Denn die Laufkundschaft blieb im Homeoffice oder lernte digital. Als ein Unbekannter dann noch vor zwei Jahren die Scheibe des Ladens einschlug, war der heute 52-jährige gebürtige Pakistaner enttäuscht - aber nicht entmutigt,

Zwei Jahre später ist von der Laufkundschaft noch immer wenig zu sehen. Viele Menschen arbeiten weiterhin von Zuhause aus; auch die jungen Menschen müssen mehr aufs Geld schauen. »Kunden, die früher jeden zweiten Tag kamen, kommen nun einmal im Monat.« Die Hashmis haben deshalb ihr Angebot erweitert, statt es zu reduzieren. Sie übernehmen das Catering für Unternehmen oder Institutionen und liefern ihre Backwaren auf Bestellung. Einige Firmen, die es ausprobiert haben, seien ihnen bis heute treu geblieben, erzählt die 43 Jahre alte Memoona Hashmi.

Mit Sorge blickt das Ehepaar aber auf die steigenden Energiekosten. Denn sie können nicht einfach die Kaffeemaschine für ein paar Stunden ausschalten oder nur für ein paar Brötchen den Ofen anheizen. »Welche Kosten erwarten uns«, fragt Moiz Hashmi, »und wie werden wir die Mehrkosten stemmen?« Mit dieser Ungewissheit sind sie nicht alleine. Auch viele ihrer Kunden stehen vor der Frage, wie viel Geld am Ende des Monats übrig bleibt.

Das Wort »Resignation« scheint es im Wortschatz der Hashmis aber nicht zu geben. Im Gegenteil: Sie wollen Bestellungen übers Internet erleichtern. Und sie denken darüber nach, im nächsten Jahr Suppen anzubieten. Memoona Hashmi lächelt, als sie sagt: »Hoffnung haben wir immer.« (Kays Al-Khanak)

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