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CO2-Erfolg mit kleinen Mitteln

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Von: Christoph Hoffmann

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Die THM versucht unter anderem durch Umbauten und Sanierungen, den Energieverbrauch ihrer Gebäude zu verringern. Das gelingt teils mit verhältnismäßig geringen Investitionen. In Zeiten steigender Energiepreise kommt diesem Thema eine große Bedeutung zu.

An vielen Ecken der Stadt baut die Technische Hochschule Mittelhessen neue Gebäude. Kein Wunder: Die vielen Studenten, inzwischen sind es über 18 000, benötigen Labore, Hörsäle, Werkstätten, Mensen und Bibliotheken. Neue Bauten wie etwa in der Wiesenstraße sind in Sachen Energieeffizienz auf den neuesten Stand. Einen beträchtlichen Teil der insgesamt 84 400 Quadratmeter Fläche (Stand 2020) bilden jedoch zum Teil in die Jahre gekommene Bestandsbauten mit ineffizienten Energieverbräuchen. Doch das muss nicht sein, wie Dr. Jochen Stengel, Leiter des Facility Managements an der THM, jüngst während der Ringvorlesung betonte. Mit überschaubarem finanziellen Aufwand könnten große Einsparungen erzielt werden. »Klimaschutz und Ökonomie gehen Hand in Hand«, sagte der Bauingenieur. »Jedes Grad bringt einen weiter.«

Vor einem Jahr hat die Bundesregierung ein neues Klimaschutzgesetz verabschiedet, wonach Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden soll. Die Stadt Gießen will das bereits 2035 erreichen, die hessische Landesverwaltung für die Hochschulen sogar noch einmal fünf Jahre früher. Ambitionierte Ziele, die nur mit grundlegenden Veränderungen erreicht werden können. Dem Gebäudesektor kommt dabei eine große Bedeutung zu. Laut eines Berichts der Vereinten Nationen machen Bauten weltweit 38 Prozent aller C02-Emissionen aus. Einsparungen auf diesem Gebiet hätten demnach einen immensen Effekt auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Das zeigen auch einige Beispiele, die Stengel während der Ringvorlesung präsentierte, an der auch Hans-Günter Göddemeyer und Steffen Benz von der Bauverwaltung des Hessischen Finanzministeriums sowie Thorsten Schmidt, Referatsleiter im Wissenschaftsministerium, teilnahmen. THM-Vizepräsident Prof. Dirk Metzger war ebenfalls Teil der Runde. »Das Thema nachhaltiger Campus beschäftigt uns als Hochschule natürlich sehr«, sagte Metzger und fügte an, dass dies neben der Lehre und Forschung auch den Bau und Betrieb betreffe.

Zum Beispiel beim Gebäude D11, das gegenüber des Messeplatzes liegt und vor allem Biochemielabore beherbergt. Obwohl erst 2007 gebaut, wies das Gebäude laut Stengel sehr hohe Energiewerte auf. Auf einer Nutzfläche von gut 1000 Quadratmetern lag der Energieverbrauch im Jahr 2016 bei 485 Kilowattstunden Strom sowie bei 593 Kilowattstunden Wärme jeweils pro Quadratmeter. »Anfangs konnten wir uns gar nicht erklären, warum die Energieverbräuche in einem derart kleinen Gebäude so wahnsinnig hoch waren«, sagte Stengel. Nach intensiver Analyse seien dann aber mehrere Schwachstellen entdeckt worden, zum Beispiel bei der Belüftung, dem Anschluss an die Gebäudeleittechnik sowie eine fehlerhafte Anpassung an den tatsächlichen Bedarf.

Energiekosten um die Hälfte reduziert

Heißt: Die Anlagen liefen, egal ob die Räume gerade genutzt wurden oder nicht. Laut Stengel wurden daraufhin die Steuerungstechnik samt Software ausgetauscht sowie Luftvolumenströme und Laborzeiten angepasst. Durch die Investition von rund 85 000 Euro konnten 330 000 Kilowattstunden Wärme und 150 000 Kilowattstunden Strom und demnach 95 000 Tonnen CO2 eingespart werden. Bereits nach eineinhalb Jahren habe sich die Investition amortisiert.

Ähnlich verhielt es sich beim Gebäude A10 in der Wiesenstraße, in dem auch Cafeteria und Mensa zu finden sind. Durch zum Beispiel Anpassung der Lüftung oder der Nachrüstung von Energiezählern wurde der Wärmeverbrauch der Fernwärmeübergabestation ab 2017 jährlich um 300 000 Kilowattstunden (zirka 53 Tonnen CO2) gesenkt.

Durch diese und weitere Maßnahmen hat die THM ihren CO2-Ausstoß laut Stengel zwischen 2016 und 2020 um rund 40 Prozent reduziert. Es könnte aber noch mehr sein, betonte der Bauingenieur und rechnete vor, dass eine Investition von sechs Millionen Euro verteilt auf mehrere Projekte sich nicht nur nach drei Jahren amortisiert habe, sondern die THM nach 20 Jahren durch die Kosteneinsparungen sieben Millionen Euro mehr auf dem Konto habe.

Mit Blick auf Inflation, steigende Energiepreise und den Ausblick von Experten, wonach sich der Trend fortsetzen könnte, lohnen sich solche Investitionen in besonderem Maße, sagte Stengel - und meinte damit nicht nur die THM, sondern auch jeden anderen Gebäudebesitzer der Stadt.

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