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Zum Gartenschau-Schluss gab es eine »Staffelstab«-Übergabe an Bad Schwalbach.
Zum Gartenschau-Schluss gab es eine »Staffelstab«-Übergabe an Bad Schwalbach. © Patrick Dehnhardt

Gießen (pad). Der Schlusspunkt funkelte: Ein Brillantfeuerwerk über der Wieseckaue beendete am Sonntagabend die Landesgartenschau in Gießen. Zur positiven Bilanz trugen die 25 000 Besucher am Final-Wochenende bei. 504 458 Besucher wurden seit 26. April gezählt.

Zuvor hatte Bad Schwalbach, Ausrichterstadt der 6. Hessischen Gartenschau 2018, den »Staffelstab« übernommen.

Boykotteure nutzen letzte Chance

Kaum ein Ereignis hatte Gießens Bevölkerung in den letzten Jahren so beschäftigt. Zwischen Gegnern und Befürworten laufen noch immer Fronten. Viele Boykotteure nutzten am Sonntagnachmittag die letzte Chance: Kurz vor 16 Uhr standen Hunderte an den drei Eingängen, um nun doch das Gelände in Augenschein zu nehmen – denn ab da war der Eintritt frei. »Die 15 Euro waren mir zu teuer«, sagte ein Wartender im Gespräch mit der GAZ. Und eine Anwohnerin fügt an: »Das ist ein Park, wo sich Jung und Alt verstehen. Ihn jetzt noch einmal drei Monate zuzumachen – das ist Schikane.«

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Als die Eintrittskraft um 16 Uhr am Quellgarten den Kartenscanner weglegt und die Zähluhr in die Hand nimmt – schließlich soll weiter jeder Besucher erfasst werden –, strömen in der ersten Minute 100 Besucher durch das Tor. Um 19 Uhr werden es 1422 sein. Trotz des Ansturms stehen auch an diesem Tag die Mitarbeiter an den Nebeneingängen wieder alleine da, können die vielen Erstbesucher kaum bewältigen.

Nun tummeln sich über 10 000 Menschen in der Wieseckaue. Ob in den Molekulargärten, der Blumenschau oder auf der Wissenschaftsachse – nun herrscht der Ansturm, auf den viele gewartet haben. »So hätte es ruhig öfters sein können«, sagte Hutverkäuferin Martina Stein-Hill.

Kurz vor fünf bahnt sich eine Landung unterhalb des Quellgartens an: Eberhard Gienger, 1974 Weltmeister am Reck, setzt sicher mit seinem Fallschirm auf dem Rasen auf. Wenige Minuten später hilft er bei der Versteigerung der 20 schönsten Kunstleitpfosten auf der SWG-Bühne mit. Veranstaltungsmanager Volker Schwarz und Axel Pfeffer geben alles. Ob das Werk des Kindergartens nebenan, eine Wurzelhexe oder der Werkzeugpfosten aus der Gutfleischstraße – die Bieter übersteigern einander bis in den dreistelligen Bereich.

Auch zwei der Hinweisschilder, die Besucher zum Gelände führen sollten, waren schneller abmontiert als angebracht und finden für 80 Euro neue Besitzer. Über 2000 Euro bringt die Auktion in die Kasse des Fördervereins, der die Anlagen erhalten will. Leider zählen dazu nicht die Molekulargärten – sie werden in den nächsten Wochen abgeräumt.

Über 100 Mal zu Gast

Zwischendurch werden zwei Gießenerinnen für die häufigsten Besuche geehrt. Karin Schürle war an 127 Tagen, Gisela Krüger-Nauheimer an 116 Tagen zu Gast. Beide wohnen in der Nachbarschaft.

Gegen 19 Uhr sammeln sich zum Abschlussfest gut 4000 Besucher vor der SWG-Bühne. Mit einer Fotoschau, begleitet von der Gießener Jazz Big Band, lässt man die vergangenen 163 Tage noch einmal Revue passieren. Zwischendurch meldet sich Volker Bouffier zu Wort – allerdings per Videobotschaft. »Die Gartenschau war ein Erfolg, viele Menschen haben sich daran erfreut«, sagt der Hessische Ministerpräsident.

»Alles, was wir uns erhofft haben«

Auch das Fazit von Bürgermeistern Gerda Weigel-Greilich fällt positiv aus. »Alles, was wir uns erhofft haben, ist in Erfüllung gegangen.« Dem schließt sich Jürgen Mertz an, Präsident des Zentralverbandes Gartenbau. Sein Lieblingsplatz war neben dem Quellgarten der Friedhofsbereich.

Die Erneuerung des Parks nach rund 50 Jahren stellt Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz heraus. Der Bahnhofsvorplatz und die dritte Lahnbrücke seien ein Mehrwert für die Bürger, der bleibe. Bei ihrem Lob, die Studierenden hätten sich auch für die Dauerkarte der Gartenschau entschieden, gibt es einige Lacher im Publikum.

Symbolisch wird an die beiden Vertreter aus Bad Schwalbach, Gartenschau-Geschäftsführer Michael Falk und Bürgermeister Martin Hußmann, ein Kunstleitpfosten als Staffelstab weitergereicht. »Wir hatten ja den Tornado«, sagt Hußmann, »das mit den Bäumen haben wir etwas eleganter gemacht in Bad Schwalbach.

« Um 20.30 Uhr löst sich die Veranstaltung im Rauch der Feuerwerksraketen auf. Und mancher fragt sich: Was bleibt für Gießen außer Parkgebühren auf dem Messeplatz und Sympathie-Bekundungen? Die Veranstalter ziehen am Donnerstag in einem Pressegespräch offiziell Bilanz.

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