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»Champignons League«: UEFA geht gegen Pizzabäcker aus Gießen vor

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Von: Kays Al-Khanak

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Die Tiefkühlpizzen von Shademan Souri sind deutschlandweit in rund 1000 Supermärkten erhältlich. © Marc Schäfer

Streit um den Namen einer Pizza: Die UEFA will dem Restaurant-Inhaber Shademan Souri aus Gießen verbieten, seine Tiefkühlpizza mit Pilzen weiterhin »Champignons League« zu nennen.

Auf der Internetseite der Pizzeria Pizza Wolke hat Inhaber Shademan »Shadi« Souri einen Fantasieparagrafen eingestellt: »Die Würde der Pizza ist unantastbar.« Nun aber steht der Gießener Gastronom und Geschäftsmann vor einer ganz realen rechtlichen Problematik: Eine seiner auf den Markt gebrachten Tiefkühlpizzen heißt »Champignons League«. Dies hat den europäischen Fußballverband auf den Plan gerufen. Über ihre Anwälte hat die UEFA Souri in einem Brief mitteilen lassen, dass es sich dabei um eine Markenrechtsverletzung handeln soll. Denn der Name der Pizza ähnelt wohl zu sehr dem des Premiumprodukts des Verbands: der Champions League. Die UEFA bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung den Vorgang, wollte ihn aber vorerst nicht weiter kommentieren. Der Verband plane jedoch, eine Erklärung zum Sachverhalt zu veröffentlichen, teilt die Pressestelle mit.

Streit um Gießener Pizza mit UEFA: Wie David gegen Goliath

Der Brief, den Souri von der im Auftrag der UEFA handelnden Kanzlei bekommen hat, ist eine Mischung aus freundlicher Bitte und grober Keule. Die GmbH des Gastronoms soll mit dem Namen der Pilz-Pizza das Markenrecht des Fußballverbands verletzt haben. Entweder sieht die UEFA eine Verwechslungsgefahr oder sie fürchtet, dass die kleine Gießener Pizzeria den Ruf der großen Marke Champions League für sich nutzen will.

Es ist ein bisschen so, als ob die Titelhamster von Real Madrid gerade gegen Darmstadt 98 antreten: Souri lacht, wenn man ihn mit dem Vergleich konfrontiert: »Wenn schon, dann Real gegen Eintracht Frankfurt«, sagt er. Für Souri ist das die klassische Geschichte von David gegen Goliath. »Man geht doch nicht davon aus, dass sich die UEFA mit einem beschäftigt«, sagt der 31 Jahre alte Gießener. »Ich musste schon sehr schmunzeln und fühle mich als Kind des Fußballs auch etwas geschmeichelt.«

Für ein lokales Unternehmen auf Expansionskurs ist so ein Fall wie dieser natürlich gute PR. Ein Elfmeter ohne Torhüter sozusagen. Souri hatte in der Corona-Krise ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Seit November beliefert er deutschlandweit rund 1000 Supermärkte mit Tiefkühl-Pizza. Im Ursulum hat er eine gläserne Pizza-Manufaktur aufgebaut. Hier werden seine Salami- und Schinkenpizzen sowie die klassische Margherita von Hand belegt, gebacken und schockgefrostet. Auch für diese Sorten hat er sich Slogans ausgedacht: »Mir doch Wurst, hauptsache Salami«, »Another one bites the crust« in Anlehnung an Queens »Another one bites the dust« oder »Nicht viel Bla Bla, sondern viel Ham Ham«. Der Name »Champignons League« reiht sich da durchaus ein. »Außerdem wird es ganz anders geschrieben und ausgesprochen«, sagt Souri. Er betont: »Wir haben das nicht gemacht, um von der UEFA zu profitieren. Soweit denkt doch niemand.«

Streit um Gießener Pizza mit UEFA: Vorgang nicht ungewöhnlich

Natürlich klingt es nach einer guten Geschichte, wenn die UEFA einem heimischen Pizzabäcker auf die Pelle rückt. Aber im Grunde genommen handelt es sich um einen normalen Vorgang. Souri hatte Ende Oktober 2021 den Namen »Champignons League« unter der Registernummer 302021117670 als Marke eintragen lassen. Inhaber älterer Rechte können anschließend Widerspruch einlegen. Dies hat die UEFA getan. Der weitere Weg könnte eine Abmahnung und eine anschließende Klage sein - eventuell verbunden mit einer einstweiligen Verfügung. Am Ende entscheidet das Deutsche Patent- und Markenamt über den Widerspruch. Nur: Das wird vermutlich dauern.

Souri sagt: »Wir werden das jetzt gelassen angehen und warten, was kommt.« Der Streit zwischen Souri und der UEFA könnte also in die Verlängerung gehen. Und eins ist ja mal klar: Im Elfmeterschießen ist schon so mancher Favorit gestrauchelt.

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