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»Brückenbauer zwischen Menschen«

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Von: Klaus-Dieter Jung

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Walter Müller ehrte am Festtag für den Sportkreis Gießen Michael Berkowski und Holger Weis (v. l.) mit der Verdienstnadel für besondere Verdienste im Sport. © Klaus-Dieter Jung

Gießen-Wieseck (rc). Aus der geplanten Feier zum 100. Geburtstag vom Wassersportverein Hellas im Jahr 2020 wurde jetzt ein Festakt zum 102. Wiegenfest. Schuld für die Verzögerung war die Corona-Pandemie, die viele anvisierte Vorhaben im Rahmen der Feierlichkeiten verhinderte. Der Vorsitzende Verwaltung, Michael Berkowski, berichtete beim Festakt im gut besuchten Bürgerhaus Wieseck über die Vorbereitungen des Jubiläums.

Der Verein plante, sagte wieder ab und entschied sich dann im Herbst letzten Jahres für die große Geburtstagsfeier.

Blick auf die Vereinsgeschichte

Berkowski sei nicht bekannt, was die Intention der Vereinsgründer im Herbst 1920 gewesen sei, einen Sportverein zu gründen, räumte er ein. Vielleicht sei es der Wunsch gewesen, nach schwerer Zeit, wegen des Ersten Weltkriegs, und im Frieden, gemeinsam dem Sport und der Geselligkeit den Vorrang zu geben. Oder auch die Menschlichkeit vor die Politik zu setzen. Der Name Hellas sei wohl dem politischen Gedanken geschuldet, klärte er auf.

Der Jubiläumsverein habe mit seiner Gründung eine Bereicherung für die Gießener Rudersportvereine dargestellt und sei heute glücklicherweise fester Bestandteil der Gießener Sportlandschaft, sagte Bürgermeister Alexander Wright in seinem Grußwort. Der WSV sei mehr als nur ein klassischer Wassersportverein und gehöre zu den traditionsreichsten.

Die Gründungsgeschichte bezeichnete Wright als beispielhaft für viele Arbeitervereine in Deutschland. Hellas sei mit dem sportlichen Vereinsleben, der Geselligkeit, dem Vereinsheim und dem guten Essen über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Stadt bedanke sich für die wertvolle Vereinsarbeit. »Diese Arbeit, die sie leisten, kann für unsere Zivilgesellschaft nicht hoch genug geschätzt werden. Sie sind Brückenbauer zwischen den Menschen, sie fördern das Gemeinwesen, und sie leisten viel zur Sozialisation und Integration.« Der Bürgermeister sicherte den Verantwortlichen »immer ein offenes Ohr« zu.

Landrätin Anita Schneider berichtete in ihrem Grußwort eingangs von über 1000 Wohnangeboten für die ukrainischen Flüchtlinge. »Das ist Solidarität, und damit wird gezeigt, dass man gemeinsam diese Krise bewältigen kann«, unterstrich sie. 102 Jahre seien schon eine besondere Leistung, würdigte sie den Jubiläumsverein. Über diesen Zeitraum ein Angebot zu machen, das bei den Menschen ankomme, habe der Verein geschafft. Und die steigenden Mitgliederzahlen zeugten von den Erfolgen des umfangreichen Angebotes. Es brauche besondere Menschen, um den runden Geburtstag zu erreichen.

Der Wassersportverein habe die Lahn für viele Menschen erfahrbar gemacht, dankte Schneider. Für den Landessportbund Hessen und den Sportkreis Gießen sprach Walter Müller. Die Sportvereine bezeichnete er besonders in der heutigen Zeit als Kern des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Müllers Betrachtung dazu: »Zerfällt dieser, zerfällt unsere Gesellschaft.«

Am 26. September 1920 trafen sich die Gründerväter der Hellas, um einem eigenen Wassersportverein Gestalt zu geben, wie es in der Vereinschronik heißt. Festredner Reinhard Schintzke ging auf die Stationen des Vereinslebens ein. 1921 habe man des Geldes wegen den Verein erst in das Vereinsregister eintragen lassen können und im Sommer mit dem Boot »Theo« das Rudern auf der Lahn begonnen. Mit der Aufnahme des Vereins in den Süddeutschen Ruderverband 1922 seien dann die Voraussetzungen für sportliche Wettkämpfe mit dessen Vereinen gegeben. Als »weitere Meilensteine« in der Vereinsgeschichte bezeichnete der Vortragende den Grunderwerb und die Errichtung eines eigenen Bootshauses.

Stolz auf das Erreichte

Diese positive Vereinsentwicklung endete mit der Zerschlagung des Vereins durch die Nationalsozialisten. Der Neu- oder Wiederbeginn des Vereinslebens in 1947 sei von den Besonderheiten der Nachkriegsgeschichte geprägt, sagte Schintzke. Mit der Verfassung vom 1. Dezember 1946 gab es das heutige Hessen und den Ordnungsrahmen für die weitere Entwicklung des WSV. »Erinnern sie sich an die sportlichen und gesellschaftlichen Leistungen in diesen 102 Jahren und seien sie stolz darauf«, appellierte er an die Verantwortlichen und ergänzte: »Bewahren sie sich einen guten Kompass für die kommende Zeit.« Der Vortragende zur Festversammlung: »Drum, ihr stolzen Hellasbrüder und Hellasschwestern, haltet euer Wort, haltet euren Verein in Ehren, dass er blühe fort!«

Müller ehrte den Vorsitzenden Verwaltung, Michael Berkowski und Holger Weis mit der Verdienstnadel für besondere Verdienste im Sport. Musikalisch umrahmten den Festakt Evi Will und die Gruppe »Brummtopf«.

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