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Binnen fünf Tagen zwei Wettbüros überfallen

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Gießen (ta). Drogensucht ist oft ein Grund, sich gewaltsam Geld zu beschaffen. So war es auch bei einem 29-jährigen Fernwalder und seinem 19-jährigen Mittäter, die im Frühjahr binnen fünf Tagen zwei Gießener Wettbüros überfielen. Sie wurden deshalb jetzt am Landgericht zu langen Haftstrafen wegen schwerer räuberischer Erpressung verurteilt.

Am 24. Mai gegen 22.25 Uhr betraten die Männer maskiert und mit ungeladenen Schreckschusspistolen das Wettbüro am Lindenplatz. Einer hielt drei Gäste in Schach, der andere der Servicekraft die Waffe vor und forderte sie auf, das Geld aus der Kasse in einen Beutel zu packen. Mit der Beute flüchten die Räuber.

Vier Tage später verübte das Duo gegen 23 Uhr einen weiteren Raubüberfall, diesmal auf ein Wettbüro am Schiffenberger Weg. Der Jüngere sondierte zunächst nur die Lage und verließ das Lokal, in das der Haupttäter dann stürmte und unter Vorhalt seiner Pistole von dem Angestellten verlangte, Bargeld in seine Tasche zu packen.

In beiden Fällen teilten sich die Räuber die Beute, die sie allerdings rasch wieder ausgaben zum Kauf von Kokain und Cannabis, für Bordellbesuche, für einen Hotelaufenthalt und zur Schuldentilgung. Dank der Aufzeichnung mehrerer Kameras in den Wettbüros sowie in einem Hotel, das einen Einmietbetrug angezeigt hatte, wurden die Täter flott ermittelt und überführt. Anfang Juni kamen sie in Untersuchungshaft.

Vor Gericht zeigten sich die Räuber geständig. Sie entschuldigten sich auch ausdrücklich bei den Zeugen, die sie damals bedroht hatten. Nur die Höhe ihrer jeweiligen Beute stuften sie mit knapp 1000 Euro deutlich geringer ein als die bestohlenen Wettbüros. Die hatten ihre Einbußen laut Anklage auf 2300 und 3700 Euro beziffert.

Mit 14 schon über 20 Strafanzeigen

Der 29-Jährige betonte zudem, er habe seinen Freund zum Mitmachen überredet. So schwer war das allerdings nicht gewesen, hat doch der 19-jährige Wiesecker ein langes Vorstrafenregister. Schon mit 14 Jahren hatte er sich über 20 Strafanzeigen eingehandelt. Danach wechselten sich Jugendpsychiatrie-Aufenthalte und Verbüßungen von Jugendstrafen ab. Betrug und gefährliche Körperverletzung dominieren das Sündenregister. Cannabis konsumierte er schon länger, Kokain kam dazu.

Der 29-Jährige hatte sich 2018 mit einer Trockenbaufirma selbstständig gemacht, die anfangs gut lief. Doch dann wuchs ihm die Arbeit über den Kopf, was er mit Alkohol, Aufputschmitteln, Cannabis und zuletzt Kokain zu bekämpfen versuchte. Im Frühjahr 2022 lag der Geldbedarf dafür bei über 150 Euro pro Tag. Dazukamen die stetig wachsenden Schulden aus seiner Spielsucht. Aktuell warten Gläubiger auf rund 50 000 Euro. Seine Ehefrau hat ihn mitsamt der Tochter verlassen. Nach Auffassung des psychiatrischen Sachverständigen kann der gebürtige Türke nur durch eine lange Therapie seine Drogen- und Spielsucht überwinden.

Der Haupttäter wurde von Richter Andreas Wellenkötter zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und der Einweisung in eine Entziehungsanstalt verurteilt. Staatsanwältin Jessica Schröder hatte für den Mann ein halbes Jahr mehr verlangt. Bei den vier Jahren Jugendhaft, in die ein Urteil aus dem Juli über zwei Jahre und vier Monate wegen Körperverletzung einfloss, stimmten beide überein. Die Verteidiger Philipp Kleinert und Alexander Hauer hatten jeweils etwas geringere Strafen beantragt.

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