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Bildung von Frauen im globalen Süden stärken

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Gießen (pm). Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen hatte Carola Niemann, zweite Vorsitzende des Marie-Schlei-Vereins, ins Frauenkulturzentrum eingeladen, um über die Arbeit dort zu berichten. Seit 1984 fördert der gemeinnützige Marie-Schlei-Verein über private Spenden Frauenprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Der Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Qualifizierung, zum Beispiel in Gemüseanbau, -verarbeitung und -vermarktung, in Tier- und Fischzucht, in Handwerk und IT-Ausbildung, um die Frauen zu stärken und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Bei einem Frauenprojekt in Bajo Lempa, El Salvador, erhalten 48 Frauen eine einjährige landwirtschaftliche Ausbildung und Starthilfen. Sie lernten zum Beispiel, wie sie Weideflächen für Nutztiere aufwerten oder den Gemüseanbau verbessern können. In diesem Projekt gehe es aber auch darum, dass die Frauen rechtlichen Beistand zur Sicherung von Landrechten bekommen. In vielen Ländern ist Ackerland den Männern vorbehalten, auch wenn Frauen das Land bewirtschaften. Durch Landrechte und eine Verbesserung ihrer Bewirtschaftung gelinge den Frauen nicht nur die Ernährung ihrer eigenen Familie, sondern darüber hinaus durch den Verkauf etwa des Gemüses auch ein eigenständiges Einkommen, sagte Niemann. Die gemeinsame Ausbildung wirke sich auch auf den Zusammenhalt aus.

Auch in der Stadt Eldoret in Kenia haben sich Frauen in Eigeninitiative zusammengeschlossen, um ihr Leben in den Slums am Rande der dicht besiedelten Stadt zu verbessern. Diese Slums seien oft durch extreme Armut, Prostitution und sexuelle Gewalt geprägt. Der Marie-Schlei-Verein unterstützte dort »Self-Help-Groups« von Frauen, die Müllsammlungen in den Slums organisierten.

Zusammenschluss in Eigeninitiative

Die Frauen absolvierten eine Ausbildung im Bereich Recycling und nachhaltige Müllverwertung und bekamen Zugang zu Kleinkrediten. Sie lernten mit Unterstützung des Vereins, die kleinen Flächen zwischen den Slums für den Gemüseanbau und Kleintierhaltung für sich und ihre Familien zu nutzen.

»Wieder einmal zeigte sich die Atmosphäre im Frauenkulturzentrum, wo Frauen aus unterschiedlichen Berufen und Frauengruppen zusammenfanden, als sehr gelingend«, so der Eindruck der ASF-Vorsitzenden Gudrun Beekmann-Mathar. Die anwesenden Frauen begleiteten durch kritische Fragen und Beiträge den Austausch über Möglichkeiten zur Stärkung von Frauen in diesen Ländern. Ihnen war es wichtig, dass finanzielle Unterstützung nicht in Bevormundung mündet.

Niemann erläuterte, dass der Marie-Schlei-Verein ausschließlich mit bestehenden Frauenorganisationen in diesen Ländern zusammenarbeite und vorwiegend Initiativen und Selbsthilfegruppen von Frauen fördere. Im Gegensatz zu großen Hilfsorganisationen und der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit gehe es bei der Unterstützung in der Regel um überschaubare Projekte, die sich aber als sehr effektiv und nachhaltig erwiesen hätten. Weitere Projekte sind auf der Website www.marie-schlei-verein.de dokumentiert.

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