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Beim Neubau Augenmerk auf Bedarf lenken

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Gießen (pm). »Es ist schon beachtlich und erfreulich, mit welchem Tempo die Wohnbau die Sanierung ihres in die Jahre gekommenen Wohnungsbestandes voranbringt, was wir vom Mieterverein begrüßen,« sagt der Sprecher des Mietervereins, Stefan Kaisers. Er reagiert damit auf die Veröffentlichung des Arbeitsprogramms des Wohnungsunternehmens für 2023 und den Jahresrückblick auf die Projekte in diesem Jahr.

Um die Wohnungen auf einen neuen Wohnstandard zu bringen, müsse aus Sicht des Mietervereins einiges an energetischer Modernisierung erfolgen, aber zugleich auch die Erneuerung der Bäder, der Haustechnik und Elektrik sowie des Brandschutzes vorgenommen werden. »Wenn an etlichen Häusern auch Vorstellbalkone installiert werden, dient das der Verbesserung des Wohnkomforts der Mieter. Das ist gut und richtig«, sagt Kaisers. Das gelte auch für die Errichtung von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern, um die Bewohner mit Mieterstrom zu versorgen. Hierbei handele es sich um einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende.

»Leider erfolgt der Neubau der dringend benötigten zusätzlichen Sozialwohnungen angesichts der Tatasache, dass 2600 Menschen auf der Warteliste stehen, viel zu schleppend. Von den 400 neuen Wohnungen, die der Magistrat 2017 - viel zu spät - beschlossen hat, werden die letzten wohl erst 2025 bezugsfertig werden. Das ist beileibe kein Ruhmesblatt der städtischen Wohnungspolitik des Magistrats«, betont Kaisers. Die Vorbereitungen zum Bau seien viel zu langatmig und es müsste sofort die nächsten Neubauten in die Planung aufgenommen werden.

»Mehr Augenmerk sollte beim Neubau auf die bedarfsgerechten Wohnungsgrößen gelegt werden. Das geschieht am besten über eigene Auswertungen der Bewerberunterlagen bei der Wohnbau, da die Zahlen aus dem Wohnraumversorgungskonzept überholt sind. Im Haus Trieb 5, aber auch in den Neubauten der Fuldastraße, wurden viele kleine Zweizimmerwohnungen geschaffen, knapp über 50 Quadratmeter. Diese Wohnungen dürfen von Einpersonenhaushalten nicht bezogen werden. Vielen ist das aber zu klein und Alleinerziehende fallen fast gänzlich raus, weil sie drei Zimmer möchten und nicht zwei«, erklärt Kaisers. Wenn dann auch noch bevorzugt »offene Küchen« eingebaut würden, falle die Möglichkeit auf zwei Schlafzimmer weg. Das fördere die Fluktuation, weil viele Mieter solche Wohnungen nur als Not- und Übergangslösung ansähen. »Richtig wäre es, darauf zu achten, dass die Wohnungsgröße knapp unter 50 Quadratmeter liegt«, sagt Kaisers. Zuletzt hatte Wohnbau-Chefin Dorothee Haberland gesagt, dass man bei der Planung von neuen Wohngebäuden verstärkt Augenmerk auf die Bedarfe und Wünsche der Interessenten achten werde.

Kaisers rät der Wohnbau zudem, dass auch ernsthaft geprüft werden sollte, wie man mit Geschosserweiterungen und dem Dachausbau in bestehenden Gebäuden neuen Wohnraum schaffen kann. Damit könne man eine weitere Bodenversiegelung vermeiden, meint Kaisers, denn die sei immer klimaschädlich.

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