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Begegnungen auf Augenhöhe

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Von: Redaktion

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Die Werke von Vanessa Wagner sollen zum Betrachten, Verweilen und Schmunzeln einladen.
Die Werke von Vanessa Wagner sollen zum Betrachten, Verweilen und Schmunzeln einladen. © Heiner Schultz

Gießen (bf). Doppelte Freude am Freitag in der Galerie 23: Neben der Eröffnung einer neuen Ausstellung wurde auch der 60. Geburtstag der Trägerorganisation, der Lebenshilfe Gießen, gefeiert. Zum Festtag gab es eine Verlosung von 60 Kunstwerken aus dem Atelier 23. Das Haus war rappelvoll.

Galeristin Andrea Lührig erwähnte in ihrer Einführung, dass es bei ihrer Arbeit auch um die Liebe zum Menschen gehe. »Daher danken wir der Lebenshilfe von Herzen und an dieser Stelle dafür, dass sowohl Galerie 23 als auch Atelier 23 innerhalb der Lebenshilfe so groß werden durften.«

Kulturamtsleiter Dr. Stefan Neubacher zählte die Galerie 23 zu den wichtigen Kunstorten der Stadt. »Ich stelle fest, dass es hier eine wirklich große dynamische Kunstszene gibt.« Mit ihrem Programm leiste sie einen wesentlichen Beitrag zum Kunstleben in Gießen, erfülle aber auch einen wichtigen kulturpolitischen Auftrag, weil sie erfolgreiche gelebte Inklusion darstelle. »Die Verschränkung zwischen Atelier und Galerie ist ein Glücksgriff.« Die Begegnung mit den Künstlerinnen und Künstlern geschehe hier auf Augenhöhe. Dazu gehöre auch die ausgezeichnete kuratorische Praxis von Andrea Lührig und Mirko Westermeyer.

Nach einem Grußwort von Jubiläums-Schirmherr Mathias Roth führte Lührig kurz, aber substanziell durch die Schau und stellte die Künstler einzeln vor. Der Titel der Ausstellung stammt aus einer Kombination zweier Werkstitel, Heinz Laueners »Adam und Eva« und Birgit Giglers »Hannelore«. Zur Feier des Tages wurden 60 Originale (Gemälde und Grafiken) sowie 100 Drucke (Linolschnitte, Siebdrucke und Tiefdrucke) verlost, und zwar ohne Nieten.

Birgit Gigler vom Atelier 23 präsentiert fünf übermannshohe Bilder aus der Modewelt, fast monumental, geprägt von ihrem kraftvollen persönlichen Stil. Heinz Lauener aus dem Berner Atelier Rohling lässt kleine Skulpturen im Format von Spielzeugfiguren Szenen darstellen, die die Realität in eine persönliche Mythologie verwandeln sollen. »Uungewohnt und intensiv«, urteilte Lührig.

Erstmals nimmt der Schweizer Clemens Wild teil, ebenfalls vom Atelier Rohling in Bern. Er »zeichnet Frauen, die uns aus dem Alltagsleben bekannt vorkommen. Um ihre Körper herum sind mit dem Pinsel knappe Selbstaussagen geschrieben, die rudimentär ihr Leben zusammenfassen. Eine Hommage an die Arbeiterklasse,« sagte Lührig.

Vanessa Wagner studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Lührig: »In der Gießener Kunstszene sind uns ihre riesigen Plüschfiguren aufgefallen. Ihre Objekte laden mit humorvoller Verspieltheit zum Betrachten, Verweilen und Schmunzeln ein. Heute haben Sie die Wahl: Groß, mittel, klein, kariert, geblümt oder bestickt.« Damit meinte die Kuratorin Wagners von der Decke hängenden Gemächte in diversen Größen und Stoffqualitäten.

Mirka Holsteinová, seit einem Jahr im Atelier dabei, »bewegt sich mit ihren Aquarellporträts zwischen Figuration und Abstraktion. Uns begeistert immer wieder das Spiel der Farbflächen und ihr Gespür für Komposition«. Die schafft die Künstlerin häufig herausragend ästhetisch und expressiv.

Nicht zuletzt sieht man erstmals Hannah Fiands originelle Gemälde und Schriftbilder »Hashtags of life«. Fiand zeigt, »was sie im Leben und in der Kunst erfüllt« (Lührig).

Verena Franke studierte unter anderem in Gießen Kunstpädagogik. Sie zeigt eine Serie digitaler Fotocollagen »aus Familienporträts aus fünf Generationen,« die die Frage behandeln, wie viel psychischen und physischen Einfluss die Vorfahren auf die eigene Person haben: »Chimeras«. Die Bilder besitzen ein intensives expressives Timbre, das sich nicht unmittelbar erschließt, aber sofort den Kontakt zum Betrachter aufnimmt. Es ist eine Schau starker Kontraste und mit großem ästhetischem Charme. (Foto: bf)

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