Begegnung mit jüdischer Kultur

Sängerin Esther Lorenz und Gitarrist Peter Kuhz boten ein beeindruckendes Konzert in der Pankratiuskapelle. Das Programm stand unter dem Motto »Von Toledo bis Jerusalem - eine musikalische Reise durch das Judentum«.
Der kleine Saal bildete den idealen Rahmen für ein kammermusikalisch-intimes Konzert der Sängerin Esther Lorenz und des Gitarristen Peter Kuhz am Donnerstag in der Pankratiuskapelle. Auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Evangelischen Stadtkirchenarbeit bot das Duo geistliche und weltliche Lieder in Hebräisch, sephardische Kompositionen sowie jiddische Chansons aus Osteuropa. Das Programm stand unter dem Motto »Von Toledo bis Jerusalem - eine musikalische Reise durch das Judentum«.
Esther Lorenz und Peter Kuhz treten seit vielen Jahren gemeinsam auf, diese künstlerische Vertrautheit war ihren Darbietungen anzumerken. Die Sängerin verfügt über eine empfindsame, von feinem Vibrato Gebrauch machende Stimme, ihr Duopartner unterstützte sie auf der Gitarre dezent und sang zuweilen mit. Zu erleben war etwa Georges Moustakis Vertonung des Textes »Hinach Yaffa« aus dem »Hohen Lied«, in dem die Liebe besungen wird. Das Duo ließ die Hörer eintauchen in die leise, aber gefühlvolle Musik.
Besonders informativ wurde der Konzertabend dadurch, dass Esther Lorenz Wissenswertes zur Geschichte der Juden erzählte. Da erfuhr man etwa von den Sepharden, die 1492 aus Spanien vertrieben wurden, einem Land, das über Jahrhunderte geistiges Zentrum der Juden gewesen sei. Inbegriff dieser mittelalterlichen Kultur sei das Lied »Adio querida«. In die melodisch anmutige Interpretation mischte sich Wehmut.
Nach Osteuropa führte ein chassidischer Tanz aus der Ukraine. Peter Kuhz arrangierte das Klavierstück für Gitarre und bediente sich in seinem rhythmisch prägnanten Spiel von die Wirkung steigernden Tempoverzögerungen und -Beschleunigungen.
Das Programm reichte bis hin zu einer beschwingten Psalmvertonung. Gemeinsam sang das Duo etwa ein jiddisches Lied. Elf Millionen Menschen hätten vor dem Zweiten Weltkrieg Jiddisch gesprochen, heute sei es eine Minderheitensprache, merkte Lorenz dazu an.
Wissenswertes zur Geschichte der Juden
Romantisch wurde es in »Der Abend der Rosen«; die Leidenschaft vermochte zu berühren. Für Auflockerung sorgte ein weiteres Gitarren-Intermezzo, basierend auf der Melodie einer Bibelvertonung.
Das Duo schien die Erwartungshaltung der Besucher zu berücksichtigen, wenn es das berühmte Lied »Donna Donna« in der Originalversion darbot. Dieses Lied von 1940 aus dem Musical »Esterke« von Aaron Zeitlin und Sholom Secunda erinnerte an die Opfer des Holocaust. Wieder von den Sepharden stammte das letzte Lied, das dem Gitarristen Gelegenheit gab, bei der Arpeggien-Begleitung auch einmal kraftvoll in die Saiten zu greifen. Die Besucher zeigten sich von dem feinsinnigen Konzert tief beeindruckt.