Bauarbeiten in Gießen: So läuft es derzeit auf dem Samen-Hahn-Gelände

Auf dem Samen-Hahn-Gelände in Gießen werden drei neue Gebäude gebaut. Mit den Arbeiten geht es zügig voran.
Gießen – Angesichts der globalen wirtschaftlichen Umstände mit Inflation, Materialmangel und Lieferproblemen überrascht es, dass die Bauarbeiten auf dem Samen-Hahn-Gelände in Gießen derart zügig voranschreiten. Bauherr Karim Shoberi spricht sogar davon, dass sie zum Teil vor dem eigentlichen Zeitplan liegen. „Wir hoffen“, sagt er, „dass dies so bleibt.“ Dann könnten die drei Neubauten in zwei Jahren fertig sein; so könnte eine prominente innerstädtische Lücke geschlossen werden.
Im Juni 2012 musste das Baudenkmal am Reichensand nach etwa 115 Jahren abgerissen werden. Leerstand und Verfall hatten es über die Jahre zu einem Sicherheitsrisiko für Passanten und Anwohner werden lassen. Im Herbst 2021 begannen schließlich die Vorarbeiten für den Bau von drei Gebäuden mit insgesamt 70 Wohneinheiten sowie eine Rekonstruktion des abgerissenen gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshauses.
Neubau in Gießen: Ablauf bisher ohne Probleme
Bereits im Februar hatte der Architekt Björn Trieschmann vom Gießener Architektur-Büro „studio aw“, das das Projekt mit dem zum früheren Samenhaus passenden Namen „Stadtgarten“ für Shobeiri betreut, von einem „sportlichen“ Zeitplan gesprochen. Der Bauherr ist dankbar, dass die Arbeiten von Problemen bisher verschont geblieben sind. Das Material sei beispielsweise frühzeitig vorbestellt worden, und wenn es doch zu Lieferengpässen komme, fänden die beteiligten Baufirmen Wege, das Material doch noch rechtzeitig zu erhalten. Zum Beispiel nimmt der Generalunternehmer Lieferwege bis zu 1200 Kilometer in Kauf, um notwendiges Material auf der Baustelle vorzuhalten.
Es kommt aber auch ein bisschen Glück hinzu: So hatte der Fund von altem Mauerwerk und den folgenden archäologischen Arbeiten kaum Auswirkungen auf den Zeitplan, weil die Baustelle nur am Rande betroffen gewesen sei, schildert Shobeiri. Gleichzeitig, betont er, konnten bisher alle Fristen eingehalten werden – auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Gießen. Nun sollen in der kommenden Woche die Dacharbeiten beginnen; der Rohbau soll nach Angaben von Trieschmann Ende des Jahres fertiggestellt sein.
Neubau in Gießen schafft mehrere Tausend Quadratmeter Wohnfläche
Der „Stadtgarten“ soll die Ecke Bahnhofstraße/Reichensand „grüner machen“. Dafür sollen die Fassaden der Neubauten Hochbeete erhalten, die die Bewohner von ihren Balkonen aus bewirtschaften können. Für die offenen Treppenhäuser sehen die Pläne große Bäume vor. Das Erdgeschoss soll aus Stützen bestehen, um den Blick in begrünte Innenhöfe zu ermöglichen. Mit Regenwassernutzung und eine Fotovoltaikanlage soll das Projekt regenerativ sein.
In den Neubauten werden Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von 4300 Quadratmeter errichtet – von Appartements über Wohngemeinschaften, Zwei- und Dreizimmerwohnungen bis zu Penthouse-Wohnungen. Alle Einheiten sowie die gut 1000 Quadratmeter großen Gewerbeflächen für Praxen, Kanzleien oder Büros, die dort entstehen, will Shobeiri vermieten, nicht verkaufen. Die Vermarktung fürs erste Gebäude soll im nächsten Jahr beginnen. (Kays Al-Khanak)