Bau-Expo nach Durststrecke zurück

Gießen (ige). Noch heute, am Samstag und am morgigen Sonntag ist die Bau-Expo in den Hessenhallen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eigentlich wäre es die 29. Runde dieser Baufachmesse gewesen. Doch Corona hatte dies zwei Jahre lang verhindert. Zur Eröffnung der 27. Ausgabe am Freitagvormittag erklärte Veranstaltungschef Roland Zwerenz: »Wir sind in diesem Jahr wieder zurück.
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Er könne nicht sagen, dass seine Messegesellschaft aus der Pandemie gestärkt hervorgegangen sei. Zwar sei die Anzahl der Aussteller nur geringfügig niedriger als zuletzt. Doch in 2020 seien coronabedingt etliche Aussteller kurzfristig abgesprungen. Optimistisch gab sich Zwerenz bezüglich der erwarteten Besucherzahl. »Gegenüber 2020 rechne ich mit einem Zuwachs.« Seine Zuversicht begründete er damit, dass 2024 das Jahr des Wärmepumpeneinbaus bevorstehe. »Mit 65 Prozent an geforderter regenerativer Energie ist das ein schweres Gewicht. Was zu stemmen ist, wenn es tatsächlich so kommt. Deshalb wollen auch noch viele in 2023 einen Gasbrenner einbauen lassen.«
Diese Ungewissheit ob gesetzlicher Vorgaben und deren »ständiger Änderungen« thematisierte Stefan Füll, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden. Füll kritisierte, dass sich die Regeln für etwa Solarenergie sich andauernd veränderten. Zudem sei die Fotovoltaik im Privatbereich bisher »nur stiefmütterlich« behandelt worden.
Zur Lage des Handwerks führte er aus, dass sich eine Eintrübung des gewohnten Stimmungshochs eingestellt habe. »Neben steigenden Zinskosten für Baukredite führten explodierende Preise für Baumaterialien und Lebenshaltungskosten zu einer rückläufigen Nachfrage nach Bauleistungen.« Auch seien Vorhaben, die nicht zwingend umgesetzt werden mussten, seitens der Kunden verschoben oder sogar storniert worden.
Doch die ambitionierten Ziele der Bundesregierung, die sowohl den Klimaschutz als auch die Energiewende betreffen, könnten nur mit dem Handwerk umgesetzt werden. »Zahlreiche Handwerker sind bereits heute schon aktive Klimaschützer, wenn sie Solardächer und Ladesäulen installieren, Smart Home zum Einsparen von Energie einrichten, Heizungen austauschen oder Häuser energieeffizient errichten oder sanieren.«
Das Handwerk sei also nicht nur die »Wirtschaftsmacht von nebenan«, sondern auch der Ausrüster der Energiewende.
Als ein »Statussignal der Wertschätzung der Region« sieht Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher diese Ausstellung. Die Baubranche habe in den vergangenen Jahren seit der letzten Bau-Expo turbulente Zeiten durchlebt. »Auch die Kommunen wie die Stadt Gießen merken bei eigenen Bauvorhaben, wie sich Lieferengpässe, Fachkräftemangel und steigende Preise auf die Realisierung von Bauprojekten auswirken.«
Umso wichtiger sei es, dass eine Messe es Firmen ermögliche, ihr breites und innovatives Angebot einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, die sich über neue Trends und Lösungen rund um die Bereiche Bauen, Sanieren und Wohnen informieren möchte. »Die Baubranche ist ein elementarer Teil unserer Volkswirtschaft, der zudem eine wichtige Rolle bei der Bewältigung unserer gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben spielt. Allem voran der Versorgung von bezahlbarem Wohnraum, der Einsparung von Ressourcen oder der Vernetzung und Digitalisierung«, sagte Becher. Daher sei es gut, dass die BAU Expo mit Schwerpunktthemen wie Nachhaltigkeit und Energie, barrierefreies Bauen und Wohnen sowie Sicherheit und Smart Home zeige, dass sie »nah am Puls der Zeit ist und die Zukunftsthemen im Blick hat. - Willkommen zurück, Expo!«
Mehr als 200 Aussteller stehen in den Messehallen und auf dem Außengelände den Besuchern mit Rat und Tat zur Seite, verkaufen spezielles Werkzeug oder helfen zu allen weiteren Fragen rund ums Bauen, Wohnen, Sanieren und die Gartengestaltung. Ergänzt wird das Messeangebot durch eine Grundstücks- und Immobilienbörse sowie einer Job- und Lehrstellenbörse mit aktuellen und regionalen Angeboten.