Bald werden 42 000 Pflanzen ausgesetzt

Gießen (pm). In diesem Jahr findet nach zweijähriger, pandemiebedingter Pause erstmals wieder der Tag der »Offenen Pforte« statt. Zum Auftakt informierte am Samstag der Leiter der Stadtgärtnerei, Waldemar Kleppek, über die Aufgaben, Möglichkeiten und Herausforderungen einer städtischen Gärtnerei.
Die Stadtgärtnerei wurde 1952 gegründet und war zunächst bis 1972 im Lehmweg ansässig. Als die Gießener Bevölkerung wuchs und damit auch die Anforderungen an den Betrieb, wechselte dieser seinen Standort. Er befindet sich nun im Steinberger Weg 202. Ein Umzug in die Heuchelheimer Straße wird derzeit geplant.
In der Stadtgärtnerei haben etwa 120 Menschen ihre Ausbildung absolviert, von denen einige ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb nun einen Besuch abstatteten und für die Führung bis aus Fulda und der Rhön angereist kamen. Heute unterstützt ein Auszubildender das vierköpfige Team um Gärtnermeister Kleppek, das neben ihm aus einer Floristin, einem Gärtner und zwei Halbtagskräften besteht. Zusammen sind sie für die Planung, Pflanzung, Organisation und Gestaltung der mehr als 130 Blumenkübel und Wechselbepflanzungsflächen im Gießener Stadtgebiet zuständig. Die erste Vegetationsperiode beginnt im Februar mit der Frühlingsbepflanzung aus Tulpen, Hyazinthen, Narzissen und vielen mehr.
Eigene Gewächshäuser
Dabei gleicht kein Jahr dem anderen: zum Beruf des Stadtgärtners gehört es auch, sich von anderen Gärten und Städten inspirieren zu lassen und immer wieder aufs Neue kreative Gestaltungskonzepte zu erarbeiten. In der kommenden Woche wird die Frühlings- durch die Sommerbepflanzung ersetzt. Dafür werden rund 42 000 Pflanzen in der Stadt ausgepflanzt, die zuvor in den Gewächshäusern der Stadtgärtnerei aufgezogen wurden.
Für die Auspflanzung der vorbereiteten Pflanzen ist die Abteilung Grünanlagen des Gartenamtes zuständig. »Die haben auch Lkws und Radlader, und die braucht man auch. So eine Palme kann schon mal 200 bis 300 Kilo schwer sein«, fügt Kleppek an. Im Oktober weicht dann die Sommer- der Winterbepflanzung, zu der auch die Samen der nächsten Frühlingsvegetation gehören.
Bei der Aufzucht der Pflanzen wird gänzlich auf Insektizide und Pestizide verzichtet. Stattdessen zeigt Kleppek auf ein silbern glänzendes Gerät neben einem der Gewächshäuser, den sogenannten Dämpfer. Dieser erhitzt Wasser auf 110 bis 120 °C, um den entstehenden Wasserdampf dann auf die Erde zu leiten und Schädlinge und Unkraut abzutöten. Darüber hinaus werden auch gezielt Insekten und andere Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, so dass die Aufzucht der Pflanzen komplett biologisch stattfindet.
Nachhaltigkeit ist wichtig
Auch in der Auswahl der Blumen ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor: Die Blüten mancher Zierpflanzen haben eine eher geschlossene Form, die nur wenig bienenfreundlich ist. Diese haben zwar auch ihren Platz, allerdings werden oft solche Pflanzen bevorzugt, die biodiversitätsfördernd sind.
Ein besonderes Projekt der Stadtgärtnerei befindet sich in der Schlossgasse: Dort stehen Kübel, die mit Wildkräutern und Gemüsestecklingen bepflanzt werden. Die Kräuter und das Gemüse stehen allen Menschen zur Verfügung, die sich daran bedienen wollen. Im Gegenzug können freie oder abgeerntete Stellen mit eigenen Kräutern bepflanzt werden.
Neben der Außenflächenbepflanzung ist die Stadtgärtnerei auch für die Innenraumbegrünung und Dekoration verschiedener öffentlicher Räume zuständig. So werden etwa das Rathaus, das Standesamt, Schulen und die Volkshochschule mit Hydrokulturen und Zierpflanzen bestückt. Vor allem im Sommer und zu Hochzeiten gehört auch die Dekoration der Basilika des Klosters Schiffenberg zu den Aufgaben der Stadtgärtnerei.
Ausgerichtet wird die »Offene Pforte« ehrenamtlich durch die Gruppe »Urbane Gewässer und Gärten« der Lokalen Agenda 21 und ihrer Sprecherin Silvia Lange. Die Termine findet man auf der Webseite unter www.giessen.de/lokale-agenda-21. Wer seinen Garten bei der Offenen Pforte zeigen möchte, kann sich beim städtischen Gartenamt melden.