Austauschprojekt mit Marmara

Gießen (dkl). Die aktuelle Ausstellung im Institut für Kunstpädagogik ist ein Austauschprojekt mit dem entsprechenden Institut der Marmara-Universität in Istanbul. Das ist keine offizielle Partner-Uni der JLU, sondern eine auf Privatinitiative beruhende Kooperation.
Zu den Exkursionszielen des Instituts gehörte auch die Biennale in Istanbul. Roland Meyer-Pätzold leitete 2013 und 2015 die Fahrten. Mithilfe von studentischen Austauschprogrammen kamen mehrere türkische Studierende der Kunstpädagogik nach Gießen. Doch nach dem Putsch ist dieser Austausch etwas eingeschlafen, berichtete Prof. Johanna Staniczek kürzlich. Aktuell kam mit Can Yasar wieder einmal ein Erasmus-Förderstudent und der bringt sich gleich richtig ein, indem er eine Ausstellung mit Zeichnungen aus dem Vorlesungsarchiv (»Ders Belgeligi«) der Marmara-Kunstpädagogen organisiert.
Die Idee für ein solches instituteigenes Archiv hatte Prof. H. Avni Öztopçu, der seit den 1990er Jahren an der Marmara-Universität Zeichnen und Malerei unterrichtet. Die Studierenden machen freiwillige Seminare mit verschiedenen Themenstellungen und entscheiden selbst, was ins Archiv kommt. Auch die Auswahl für die Ausstellung in Gießen haben die Studierenden getroffen. Im Übrigen ist Gießen erst der zweite Ort für ein solches Austauschprojekt; 2016 haben sie es das erste Mal in Tschechien erprobt.
Insgesamt sind es fast 60 Werke, die gezeigt werden, etwa ab dem Jahr 2002. Sorgfältig ausgeführte Zeichnungen sind ebenso darunter wie schnelle Skizzen. Der größte Teil der Zeichnungsblätter zeigt Porträtstudien, fast der gesamte Flur im Erdgeschoss ist damit bestückt. Dazu kommen kleine Blätter mit Skizzen vom historischen Bahnhof in Istanbul, der seit einigen Jahren für den Verkehr gesperrt ist. Übrigens werden in dem Gebäude viele Szenen für die beliebten Istanbul-Krimis gedreht, wusste Institutsmitarbeiter Klaus Weber.
Weitere Motive in jeweils unterschiedlichen Ausführungen sind Stillleben, Musiker beim Musizieren, das Reiterstandbild in Istanbul (von dem deutschen Exilanten der NS-Zeit Rudolf Belling) und einzelne andere Motive. Es sind wunderbare Beispiele für den unterschiedlichen Umgang mit dem Material, für die scharfe Linie oder die weichzeichnerisch flächige Darstellung, für den tiefenräumlichen Aspekt in der Behandlung von Licht und Schatten.
Can Yasar zeigt auf dem unteren Flur auch fünf eigene Bilder, wie er auf Englisch sagt. Er hat zwar einen Deutschkurs belegt, aber so schnell klappt es mit dem Sprechen nicht. Zur Seite steht ihm Bilal Yaya, türkischstämmiger Deutscher, der an der JLU Geschichte studiert. Yasar plant zurückzukommen, um seinen Masterabschluss zu machen.
Die Ausstellung wird im Institut für Kunstpädagogik, Philosophikum 2, Haus H, Karl-Glöckner-Straße 21 am heutigen Mittwoch (29. Mai) um 17 Uhr eröffnet. Sie ist bis 21. Juni montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.