Aufstehen und Essen
Gott erfahren. Wie soll das möglich sein? Und überhaupt, wie soll man merken, wenn es so weit ist? Wie merkt man, dass etwas Göttliches passiert? Wie spürt man Gottes Nähe und Liebe? Fragen, die sich viele Menschen stellen und die nicht leicht zu beantworten sind.
Wo und wie können wir Gott in unserem Leben erfahren und dies bemerken? Vielleicht muss man mit etwas Grundlegendem anfangen: aufstehen und essen! So sagt es auch der Engel, den Gott in 1. Könige 19, einem der Predigttexte des morgigen Sonntages Oculi, zum Propheten Elia schickt. Dieser war vor seinen Häschern in die Wüste geflohen und erschöpft unter einem Busch eingeschlafen. »Steh auf und iss!« (1. Könige 19,5). Mit diesen Worten wird Elia aus dem Schlaf geholt. Und nachdem er gegessen und getrunken und sich, des Lebens und Propheten-Seins überdrüssig, hingelegt hatte, erschien ihm der Engel erneut: »Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.« (1. Könige 19,7). Und noch einmal steht Elia auf, isst und macht sich gestärkt auf die Reise. Am Ende dieses Weges, der zum Berg Choreb führt, wird eine Begegnung mit Gott stehen, wie sie vor und nach Elia kaum ein Mensch erlebt hat. Eine Begegnung, die es nicht gegeben hätte, wenn Elia nicht auf den zweimaligen Rat des göttlichen Boten gehört hätte: Steh auf und iss!
Ein Rezept dafür, wann, wo oder wie man Gott begegnen kann und wie man dies im konkreten Moment spürt und merkt, gibt es nicht. Doch es beginnt mit den Grundlagen, den täglichen Routinen: aufstehen und essen. Kraft tanken für den Tag und alles, was da kommt. Und wer weiß, ob Sie gut ausgeschlafen und gestärkt nicht von ganz alleine darauf kommen, ob und wie Sie Gott in ihrem Leben begegnen können oder vielleicht sogar schon begegnet sind.
Pfarrer Alexander Röhr, Ev. Kirchengemeinde Grünberg