»Auf dem Weg zur Utopie«

Gießen (seg). Jetzt ist es offiziell: Vier Vereine haben den Zuschlag bekommen und können mit ihrem Traum vom gemeinsamen Wohnen im Neubaugebiet Philosophenhöhe in die nächste Phase übergehen. Die Stadt Gießen hat dafür ein 5368 Quadratmeter großes Grundstück in der Mitte des ehemaligen Motorpool-Geländes reserviert. Jetzt haben »GeWo Zwopunktnull«, »Vier Wände«, »Miteinander Wohnen und Leben« und das »Hausprojekt Gießen« ein Jahr Zeit, sich um die Finanzierung und die konkrete Ausgestaltung der Bauvorhaben zu kümmern.
Auch wenn die einzelnen Gruppen dabei unterschiedliche Schwerpunkte setzen, gibt es viele Gemeinsamkeiten: Allen ist eine soziale Integration verschiedener Bevölkerungsgruppen wichtig. So sollen auf dem Baugebiet in Zukunft Alt und Jung, Azubi und Rentner gemeinsam wohnen. Aber auch nachhaltiges und energieeffizientes Bauen ist ein zentraler Pfeiler der Projekte.
100 Menschen in vier Häusern
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz sagt: »Ich freue mich riesig, dass wir hier angelangt sind.« Elf Gruppierungen hatten ursprünglich ihr Interesse bekundet, am Ende seien diese vier übrig. Diese vier Vereine hatten schließlich ein gemeinsames Konzept eingereicht und wollen das auch gemeinsam umsetzen. Wie man in einer Mitteilung lesen kann, sehen sich die Gruppen damit »auf dem Weg zu einer realen Utopie«.
Das mit dem gemeinsamen Wohnen beziehen die Gruppen dabei nicht nur auf sich selbst, also die Menschen in den geplanten Häusern. Die Initiativen wollen Kontaktmöglichkeiten für alle Menschen im Quartier Philosophenhöhe schaffen. Dennis Küppers vom »Hausprojekt Gießen« sagt, dass Teil ihres Konzeptes zum Beispiel das Ausrichten großer Feiern für das ganze Viertel oder auch eine Bike-Sharing-Station sei. Stefanie Werning von »Vier Wände« fügt hinzu, dass die Gruppen auf dem Gelände einen größeren Rahmen schaffen wollen, »in dem wir uns alle wohlfühlen«. Die angestrebte Diversität der Bewohner sei dabei eine Chance und kein Hindernis.
Claudia Giese von »GeWo Zwopunktnull« erzählt, dass das von ihrer Gruppe geplante Haus aus neun Wohneinheiten bestehen soll, und für drei gebe es bereits Interessenten. Alle Wohnungen jetzt bereits zu vergeben, sei für Teile der Zielgruppe aber auch noch nicht sinnvoll: »Studierende oder Auszubildende können ja nicht drei Jahre im Voraus planen.« Wie viele Menschen in den vier Häusern schlussendlich wohnen werden, steht zwar noch genau nicht fest. Küppers sagt aber: »Wir schätzen grob 100 Personen.«
Mit Banken habe jede der Gruppen bereits Kontakt aufgenommen, die konkrete Finanzierung muss aber noch in Angriff genommen werden, sagt Küppers. Die OB erklärt in dem Zusammenhang, dass das Anhandgabeverfahren für die übrigen Gruppen auch gelte, wenn eine von ihnen noch aussteigen sollte. »Es wäre auch ein normaler Teil eines solchen Prozesses, wenn eine Gruppe die Finanzierung nicht hinbekommen sollte«, sagt Grabe-Bolz.
Neben den alternativen Wohnkonzepten sollen auf der Philosophenhöhe rund 130 Wohnungen in acht Mehrfamilienhäusern und 66 Reihenhäusern beziehungsweise Doppelhaushälften sowie in drei weiteren Wohn- und Geschäftshäusern entstehen. Außerdem will die Stadt in dem neuen Quartier weitere rund 100 Sozialwohnungen durch die Wohnbau errichtet lassen.