Auch Ex-OB brilliert bei »Die Lerche« auf der Flöte

Gießen (rsc). Gut besucht war der Auftritt des Multikulturelles Orchesters Gießen beim Musikalischen Sommer auf dem Schiffenberg. Dieses besondere Orchester wurde 2008 gegründet. Die Idee dazu hatte Geiger Georgi Kalaidjiev. Die Mitglieder des Orchesters und die Gastmusiker stammen aus vier Kontinenten. Gitarristin Maria Hauschild, aus Polen stammende Lebensgefährtin von Kalaidjiev, kümmert sich um alles Organisatorische:
»Wir spielen ständig in wechselnder Besetzung.«
An diesem Abend waren das außer ihr sowie Kalaidjiev: am Akkordeon Marco Konrad, der wie Kalaidjiev auch einige Stücke des Repertoires arrangiert hat, Susanne Schmidt (Ukulele), Murcihan Demirbas (Gitarre), Nicolas Reinschmidt (Kontrabass), sodann die ehemalige Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz (Querflöte). Die erst zwölfjährige Kurdin Rova Yorulmaz spielte Geige und sang mit ihrer glockenhellen Stimme einige Lieder. Als fulminante Sängerin trat auch die Türkin Mehtap Arslan auf.
Musiker aus
vier Kontinenten
Den Auftakt bildete das Lied »Les Cloches de Lille«. Rova sang danach das ebenfalls traditionelle, doch griechische Lied »Samiotizza«. Es folgte ein Stück aus Slowenien: »Ne Silazi - On the balkony«. Über Heimat und Sehnsucht sang Arslan in dem türkischen Lied »Karaac«. Ein »Jiddischer Tango«, in den 20er Jahren von einem nicht bekannten Künster komponiert, brachte rhythmische Stimmung ins mitgehende Publikum. Das hebräische Lied »Dos Kelbl« sang Rova. Es wurde 1947 als Andenken an die Juden geschrieben, die im Holocaust gestorben waren. Es folgte »Liber Tango«, der bekannteste Tango des Komponisten Astor Piazzolla, den Ensemble-Mitglied Konrad für das Orchester bearbeitet hatte. »Ich werde mich nicht verlieben« war der Inhalt des türkischen Liedes »Artik Sevmeyecegim«, das Arslan sang. »La Cumparasita« ist ein Tango aus den 20er Jahren, der von dem uruguayischen Studenten Gerardo Matos Rodriguez komponiert worden war. Rova sang »Hevenu shalom alejchem«. Das heißt auf Deutsch: »Wir wollen Frieden.« So begrüße man sich im Jiddischen.
»Meine Geliebte gehört nun einem Fremden, lieber Vater« war die Erzählung aus dem türkischen Lied »Babuba«, gesungen von Arslan. »Klezmers Freylach« ist ein traditioneller jiddischer Tanz, der zu Hochzeiten und anderen Festen gespielt wird, nach Lateinamerika gebracht von europäischen Juden.
Das anspruchsvolle offizielle Programm der musikalischen Reise über mehrere Kontinente beendete der »Rumänische Kolo und die Lerche«. Solisten waren hierbei Violinvirtuose Kalaidjiev und Grabe-Bolz mit der Querflöte. Mehrmals konnte man in dem Stück den Gesang der Lerche deutlich heraushören. Nicht ohne zwei Zugaben von der Bühne gelassen wurde durch geradezu frenetischen Beifall das Orchester, das ein melodisch interessantes Repertoire präsentierte.
Der charismatische bulgarische Gründer und strahlende Geigenvirtuose: »Unsere Musik ist grenzenlos, ebenso wie die menschlichen Beziehungen der bunten Gesellschaft einer friedlichen Welt. Mit den Jahren wurde klar, dass das Multikulturelle Orchester nicht nur eine ausgezeichnete Initiative war, sondern auch eine lebendige Wahrheit und ein Teil der Zukunft.« Voila!