An Gießener Wieseckmündung: Sind die Tage der Brücke gezählt?

Die Genehmigung des Regierungspräsidiums Gießen für den Steg über die Wieseckmündung läuft aus - das ist keine schöne Nachricht. Allerdings will sich die Stadt für eine dauerhafte Lösung am Lahnuferweg einsetzen
Gießen – Die wenigsten Radfahrer, die auf der Ostseite der Lahn den Uferweg nutzen, werden wissen, dass sie bei der Überquerung der Wieseck ein früheres Kunstwerk befahren. Denn längst ist aus der Skurrilität der Landesgartenschau ein sinnvoller Trittstein im Gießener Radwegenetz geworden. Nun aber scheinen die Tage des kurzen Brückchens gezählt zu sein.
Ende des Jahres läuft die wasserrechtliche Genehmigung für das Provisorium ab, hat Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) im Stadtparlament erklärt. Eine neuerliche Verlängerung sei von der Genehmigungsbehörde des Regierungspräsidiums bei Erteilung des letzten Bescheids »ausgeschlossen« worden, schreibt Wright, der Fragen der Fraktion Gigg/Volt zum Hochwasserschutz beantwortete.
Gießen: Wie geht es an der Wieseckmündung weiter?
Auf GAZ-Nachfrage bestätigte Wright, dass - Stand jetzt - die Brücke für Fußgänger und Radfahrer am Jahresende abgebaut werden muss. »Wir werden uns um eine Verlängerung um ein weiteres Jahr bemühen, aber das RP sieht solche Einbauten seit der Ereignisse im Ahrtal noch kritischer«, sagte Wright. Für die Radwegeführung auf der Ostseite der Lahn wäre der ersatzlose Verlust der Brücke gleichwohl der »Worst case«.
Laut Wright soll es eine Planung für eine dauerhafte Lösung geben, aber die käme dann auch nicht schnell. Ein neuerliches Provisorium schließt der Verkehrsdezernent aus: »Eine neue Brücke müsste auf das Niveau der Lahnstraße angehoben werden«. Die Stadt könne auch nicht einfach jene Planung aus der Zeit vor der Landesgartenschau für eine feste Brücke aufgreifen. Dieses Bauwerk, das vor zehn Jahren aus Kostengründen aus dem Investitionsprogramm der Gartenschau gestrichen werden musste, sei sehr weit vorne im Mündungsbereich der Wieseck platziert worden und wäre nicht genehmigungsfähig.
Gießen: Ohne Brücke könnte es zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern kommen
Nachdem die feste Brücke nicht gebaut wurde, hatte die Stadt die Idee, ein Brücken-Provisorium als Kunstwerk zu deklarieren. Anfangs wurde die Brücke im Herbst abgebaut, dann blieb sie ganzjährig stehen und stand bei Lahnhochwasser mehrmals unter Wasser, ohne dass das negative Folgen hatte. Gigg/Volt sieht in der Brücke gleichwohl eine Gefahr, sollten sich bei einem Extremhochwasser der Wieseck Gegenstände sowie Bäume und Gestrüpp fangen und einen Rückstau in bewohnte Bereiche verursachen. Diese Gefahr sieht das Tiefbauamt nicht, da der Hochwasserstau im Mündungsbereich der Wieseck von der Lahn komme.
Ohne die Brücke würde es - wie früher - wohl zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern kommen, die auf dem Gehweg der Lahnstraßen-Brücke fahren werden, wenn sie zum Uferweg wollen oder von ihm kommen. (mö)