»Affenhitze« aus dem Allgäu

Die Erfolgsautoren Volker Klüpfl und Michael Kobr schreiben ihre Bücher immer im Team. Auch beim Interview zum neuen Kluftinger-Krimi »Affenhitze« antwortet das Duo im Wechsel - voller Humor und mit punktgenauen Antworten. Ein Vorgeschmack auf ihre Leseshow am 28. Februar in der Kongresshalle.
Der neue Kluftinger-Krimi heißt »Affenhitze«. Ist er auch in der Affenhitze der letzten beiden Sommer entstanden, oder war das ein Ganzjahresprojekt?
Klüpfel: Ja, so ein Buch braucht halt doch zum Schreiben immer länger als zum Lesen. Das umfasst immer mindestens drei Jahreszeiten...
Im Buch wird in der Lehmgrube von Pforzen der Urzeitaffe Udo gefunden, der schon vor 11,6 Millionen Jahren in Pforzen den aufrechten Gang praktizierte. Also liegt die Wiege der Menschheit eigentlich im Allgäu, oder?
Kobr: Also, die Allgäuer sind eigentlich viel zu bescheiden, um so etwas zu behaupten, aber: Ja.
Ein echter archäologischer Fund lieferte die Vorlage zur Idee. Waren die Archäologen nicht erst ein bisschen skeptisch, dass da nun zwei Krimi-Autoren aus ihrem wissenschaftlichen Fund eine lustige Krimi-Story machen wollten?
Klüpfel: Ich vermute das zwar, aber sie waren von Anfang an sehr hilfsbereit. Der Grabungsleiter Thomas Lechner hat uns durch die Grube geführt, stand für Fragen immer zur Verfügung - und hat in uns auch die Faszination für dieses spannende Thema geweckt.
In »Affenhitze« besucht auch der bayerische Ministerpräsident die Fundstelle. Wie viel Markus Söder haben Sie da in die Figur einfließen lassen?
Kobr: Ganz viel. Ich habe ihn mir immer beim Schreiben vorgestellt - und versuche mich auch bei den Lesungen am fränkischen Dialekt. Wir haben Herrn Söder auch ein Buch geschickt - und er hat sehr nett geantwortet und uns sogar zwei Tassen geschenkt. Die haben einen Ehrenplatz in der Vitrine bekommen.
Die kleinen Scharmützel zwischen Dr. Langhammer und dem kultigen Allgäuer Kommissar nehmen wieder mehr Raum ein. Ist das auch auf Wunsch der Leser passiert? Die Hassliebe der beiden macht schließlich den Charme dieser Krimis aus.
Klüpfel: Wir haben da keinen Masterplan, in dem steht, so und so viel Prozent von dem und so viel Prozent vom anderen muss rein. Das geht nach Gefühl und auch danach, was einem gerade so einfällt, wozu man Lust hat. Im nächsten Buch kann es schon wieder anders sein.
Aber ganz ohne Leiche geht es nicht?
Klüpfel: Die Leser haben für eine Leiche bezahlt, die sollen sie auch bekommen. Wir hatten ja mal ein Buch ohne Leiche, da haben wir schon Zuschriften bekommen von Leuten, die das geändert haben wollten.
Sie sind seit über 15 Jahren mit den Kluftinger-Krimis erfolgreich. Wie ist es Ihnen gelungen, der Figur über all die Jahre immer wieder Neues abzugewinnen? Mit Kluftingers Beförderung zum Interims-Polizeipräsident allein ist es ja nicht getan.
Kobr: Wir - und damit auch die Leserinnen und Leser - begleiten Kluftinger ja quasi durch sein Leben. Sohn Markus hat geheiratet, er hat ein Enkelkind bekommen und so manche Krise gemeistert. Und der Kommissar muss auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren, seinen Weg finden, damit umzugehen. Das hat viel Potenzial und bietet immer wieder Neues.
Sie haben sich in der letzten Zeit auch immer wieder in anderen Genres umgetan: beim Thriller »Draußen« ging es um Prepper, Söldner und Verschwörungen. »In der ersten Reihe sieht man Meer« war eine Persiflage auf Familienurlaub in den 1980er Jahren. Warum jetzt mit »Affenhitze« zurück zu den Wurzeln? Hat das andere nicht gut funktioniert?
Kobr: Doch, eigentlich schon. Aber Kluftinger, das war klar, war immer die Konstante, das andere waren die »Ausflüge«. Und Kluftinger ist für uns einfach noch nicht auserzählt.
Sie schreiben als Duo. Ist es bei dem bisherigen Schema geblieben, dass jeweils einer ein Kapitel übernimmt und sich anschließend der Kritik des Mitautors stellt?
Klüpfel: Ja, wobei das jetzt dramatischer klingt, als es ist. Wir schreiben uns ja gegenseitig keine Beurteilungen. Wir verändern (und jeder meint natürlich: verbessern) den Text des anderen, der das inzwischen meist akzeptiert.
Ihre Bühnenshows sind legendär, waren aber in den letzten Corona-Jahren nicht möglich. Wie haben sie sich nun auf den Neustart vorbereitet. Und sind Sie vielleicht sogar ein bisschen aus der Übung?
Kobr: Nein, das haben wir nicht verlernt. Aber wir haben uns schon sehr auf den Moment gefreut, als es wieder losging.
Gibt es eigentlich noch den »Kluftinger-Escape-Room« in Kempten? Und wenn ja, begegnet man da neuerdings Udo, dem Menschenaffen?
Klüpfel: Ja, den gibt es noch, aber der Udo ist auf Welttournee, der hat keine Zeit für Escape-Rooms.