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»Adventsfeuer« nach der Corona-Pause

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Von: Ursula Hahn-Grimm

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Voll fokussiert auf den Gesang: Der Chor »Chorona« in der Kirche St. Albertus. © Ursula Hahn-Grimm

Gießen (hgu). Lange Besucherschlangen vor der festlich geschmückten Kirche St. Albertus: Der gemischte Chor »Chorona« hat sich nach dreijähriger Corona-Pause wieder auf ein großes Konzert vorbereitet. »Adventsfeuer« ist der Titel. Nach Begrüßung durch Pfarrer Erik Wehner hält der Chor Einzug: 50 bis 60 Sängerinnen und Sänger kommen auf die Bühne. Ein eindrucksvolles Bild, das sich am Samstag zum zweiten Konzert der Chorona in der Kulturkirche Thomas Morus wiederholt.

Als letzter hinter seinen Sängerinnen und Sängern erscheint Chorleiter Thomas Kreiling. Er hebt die Hände: Feinstimmiger Einsatz zum Auftaktlied »Cum Ortus« eines litauischen Komponisten. Die hohen Soprane klingen auf, als wirkungsvoller Kontrast sind in der anderen Ecke des mehrreihig aufgestellten Chores die tiefen Bässe zu hören.

Ein Phänomen dieser Tage: Nach der langen Corona-Pause ist ein wahrer Run der Chöre, Orchester und professionellen Musiker auf die Bühnen zu beobachten. Der Chorona ging es da nicht anders, wie die Chormitglieder Ruth Augustin und Antal Wahlers berichten, die das Konzert moderieren. »Ein großer Chor, der die Corona-Chorona-Pause nahezu unbeschadet überstanden hat, dank des unermüdlichen Einsatzes von Chorleiter und Vorstand«, betont Ruth Augustin.

Den Chor gibt es seit 2005, von Anfang an von Dr. Thomas Kreiling geleitet. Der offizielle Name lautet Chorona Buseck (wo heute auch noch die Proben stattfinden), heute sprechen die Mitglieder lieber vom Chor bei Gießen. Sie zeigen die ganze Bandbreite der Chormusik.

Erst St. Albertus, dann Kulturkirche

Ein modernes Programm präsentierten Thomas Kreiling und seine Sängerinnen und Sänger bei den beiden Konzerten in Gießen. Als einziges deutsches Weihnachtslied (abgesehen vom Weihnachtsmedley und der Zugabe) erklang »Leise rieselt der Schnee«, zu hören in einer ungewöhnlichen Interpretation. Dieses Lied wird in einer Präzision und Herzenswärme präsentiert, die auch den weiteren Verlauf des anspruchsvollen Konzerts kennzeichnen wird.

Arrangement und Abwechslung wird groß geschrieben. »Entreat me not leave you«, und das bekannte »Look at the World« begeistern mit ihrer Ausdrucksstärke. Der Chor zeigt keine Angst vor Dissonanzen, kraftvoll wechseln die Sänger Halbtöne im Wissen, dass sich im nächsten Takt wieder alles in schönste Harmonie auflöst.

Simon Danckworth spielt am Klavier nun auch eine kleine Eigenkomposition, während die Sängerinnen und Sänger nach und nach leise die Bühne verlassen. Mit »Brightest and best« kehren die Männer zurück! 29 Tenöre und Bässe zeigen, wie wunderbar sich ein reiner Männerchor anhören kann. Bekannte Lieder wie »Ave Maria« und »O holy Night« gefallen durch anspruchsvolle Interpretationen und durch den engagierten Einsatz von Solisten. Nach der Pause besticht vor allem »The Prayer« durch den emotionalen Vortrag eines Duos.

»Eisblumen« und »Tyger« sind Highlights des Abends, der Tiger fällt vor allem durch sein Temperament und die Rhythmussicherheit auf. 20 anspruchsvolle Titel hat »Chorona« zusammengestellt. Auch die Lieder im zweiten Teil stammen meist aus dem angloamerikanischen Kulturbereich. »O love« überzeugt durch weibliche Klangfülle und Emotionen. »Misty mountains cold« ist als Hommage an Tolkien und den »Herrn der Ringe« zu verstehen.

Auch im weiteren Verlauf des Konzertes werden Performance und Arrangement großgeschrieben. Immer wieder tritt der Chor in neuen Positionen auf, Solisten überraschen mit kleinen Auftritten. Dass diese Vielfältigkeit so gut gelingt, ist Chorleiter Thomas Kreiling zu verdanken, der mit einer beeindruckenden Präsenz das Geschehen rundum im Blick hat. Über zwei Stunden gelingt es ihm, seine Leute zu motivieren und die Leistung auf höchstem Niveau zu halten. Zum Schluss noch der Klassiker: »Stille Nacht, heilige Nacht«. Das Publikum ist hingerissen.

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