Ab Samstag wieder Frühjahrsmesse in Gießen

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause drehen sich ab Samstag an der Ringallee in Gießen wieder die Fahrgeschäfte der Frühjahrsmesse. Allerdings gilt dort Maskenpflicht.
Die Sonne über der Ringallee lacht vom Himmel, und nicht nur die. »Da lacht das Schaustellerherz«, sagt Sylvia Schäfer-Firschke und breitet strahlend ihre Arme aus. Auf nur drei Veranstaltungen konnte die Schaustellerin aus Gießen im vergangenen Jahr ihre Wurfbude aufbauen. »Für uns waren die letzten zwei Jahre ganz schlimm. Seele und Herz haben gelitten«, blickt die Unternehmerin auf die Corona-Zeit zurück. Jetzt freut sie sich auf den Start der Frühjahrsmesse. »Es kribbelt«.
Auch Frank Hölscheidt und Tilman Bucher vom Stadtmarketing, das die Messe veranstaltet, sind froh, dass sie den Schaustellern und der Bevölkerung nach zwei Jahren Pause wieder ein Volksfest in normaler Größe bieten können, nachdem der Weihnachtsmarkt noch in einer abgespeckten Corona-Variante durchgeführt wurde. »Man hat das schon während der Aufbauarbeiten gespürt. Die Leute freuen sich auf die Messe«, sagt Eventmanager Bucher.
Die Eröffnung ist am Samstag. Den Startschuss gibt erstmals Bürgermeister Alexander Wright um 14 Uhr am Riesenrad »Liberty Wheel«. Das 35 Meter hohe und 125 Tonnen schwere Fahrgeschäft überragt den Rummelplatz.
Für den Eröffnungstag hat sich das Stadtmarketing etwas Besonderes ausgedacht: Ein Mini-Picknick mit einmaliger Aussicht lockt auf das »Wheel«. Über das Buchungssystem Pretix (https:// pretix.eu/giessenmarketing/minipicknick/) können sich Besucher eine Gondel für ihr Picknick vormerken. Pro Gondel können maximal vier Personen eine halbe Stunde lang mitfahren. Zusätzlich erhalten sie noch ein kleines Picknick-Paket. »Die Idee hatte eine Mitarbeiterin von uns«, berichtet Marketing-Geschäftsführer Hölscheidt. Musikalisch eingestimmt werden die Besucher am Eröffnungstag von Leierkasten-Spieler Andre Lotz. In der ersten halben Stunde nach Eröffnung haben Besucher überall freie Fahrt.
Hoffentlich schwindelfreien Spaß versprechen neben dem Riesenrad die beiden Autoscooter, Swing Time, Schlittenfahrt, Flying Swing, das XXL-Lachhaus und der Rummelplatz-Klassiker Break Dance. Das Fahrgeschäft, das in der Nordecke des Platzes steht, ist startklar. »Das verlernt man nicht«, sagt Eric Mahn Möbius, der für die Münchner Firma Grünberg-Kaiser arbeitet, auf die Frage, wie der Aufbau nach zwei Jahren Zwangspause funktioniert. Nur bei wenigen Popup-Festchen verschafften den Leuten die beiden »Break-Dancer« der Firma zuletzt Drehwurm-Gefühle. »Das war schon hart an der Grenze«, sagt Mahn Möbius. Jetzt geht er von einem normalen Terminkalender aus, auf dem vor Corona auch stets das Münchner Oktoberfest stand: »Es wäre ein Traum, wenn das wieder ganz normal stattfinden kann.«
Auch Gastronomie-Stände gehören zur Frühjahrsmesse. Hinter dem Haupteingang ist Michael Renz mit dem Aufbau seines »Europa-Backhauses« beschäftigt, vor dem Stand parkt ein Kleintransporter mit der Aufschrift »Fassadenreinigung Michael Renz«. »Mein zweites Standbein«, sagt der Gießener. Für die ganze Familie ist die Frühjahrsmesse die Rückkehr ins normale Leben. »Endlich wird der Wohnwagen wieder angehängt und es geht los. Ich treffe hier Kollegen aus ganz Deutschland, die habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen«, erzählt Renz. Klar gehe es auch »um Kohle«, aber noch mehr um die Lebensweise, sagt der Schausteller, der Überbrückungshilfe erhielt. Notgedrungen. »Wenn man über Generationen selbstständig ist, will man nicht vom Staat abhängig sein. Das ist nicht gut für die Moral«, erklärt Renz und blickt in den blauen Himmel. »Die Messe wird brummen. Da bin ich mir ganz sicher.«
Am Eröffnungstag der Messe findet auch die weltweite »Earth Hour« statt. Nach dem Motto »Licht aus für einen lebendigen Planeten« werden die Schausteller im Rahmen ihrer Möglichkeiten und unter Beachtung der Sicherheitsvorschriften das Licht an ihren Ständen zeitweise dimmen.
Am Sonntag besteht für die Gewinner einer Verlosungsaktion des Stadtmarketings die Möglichkeit, einen Blick »Hinter die Kulissen« eines Schausteller-Fahrgeschäfts zu wagen. Der Start des Gewinnspiels wird über die Social-Media-Kanäle bekannt gegeben.
Die Donnerstage (31. März und 7. April) sind klassischerweise Familientage mit ermäßigten Fahrpreisen. Die Clownschule von Clown Ichmael ist von 15 bis 18 Uhr zu Besuch und lädt kleine Messegäste zum Mitmachen ein. An den Messe-Samstagen bietet Ichmael Seifenblasenkunst. Die Messe endet am 10. April.
Laut Corona-Auflage des Gesundheitsamts gilt bei der Frühjahrsmesse Maskenpflicht, in Verzehrbereichen die 3G-Regelung. »Die Maskenpflicht gilt bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern im Freien und im Gedränge, wenn der Mindestabstand zu Personen anderer Haushalte nicht eingehalten werden kann, besonders in Warteschlangen. Dies dürfte bei der Messe so sein«, so die Begründung.
Auch ein Impf- und ein Testbus werden auf dem Messeplatz stehen. »Lasst euch impfen«, lautet der Appell von Marketing-Chef Hölscheidt.