50 Jahre »Abenteuer Zeltlager«

Unzählige Gießenerinnen und Gießener haben im letzten halben Jahrhundert als Kinder an einem mehr- tägigen Zeltlager der Bonifatiusgemeinde teil- genommen. Die Erinnerungen daran sind für viele unvergessen und sehr lebendig. Jetzt feiert das Zeltlager sein 50-jähriges Bestehen.
Ein Zeltlager. Von der Jugend, für die Jugend. Und das schon seit 50 Jahren. Das Bonifatius-Zeltlager, eine echte Institution im Leben vieler Gießener, feiert jetzt Jubiläum. Ein halbes Jahrhundert ist es inzwischen her, dass sich die Jugendgruppe der St. Bonifatiuskirche aus der Gießener Südstadt zum ersten gemeinsamen Zeltlager zusammenfand. Seitdem ist dieses Lager für mehrere Gießener Generationen zur Institution geworden. Es prägt die Sommerferien vieler Menschen seit vielen Jahren.
Doch wie kann das sein? Wie kommt es, dass sich fast alles in der Gesellschaft zu verändern scheint, dieses Zeltlager aber seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kontinuierlich Bestand hat?
Nun, auch das Bonifatius- Zeltlager hat sich in den letzten 50 Jahren verändert. Von einer kleinen Runde aus Mitgliedern der Bonifatiusgemeinde, bei der die Mütter vor Ort für alle Teilnehmenden kochten, ist das Zeltlager zu einer Großveranstaltung mit bis zu 240 Personen gewachsen, das über seine eigene mobile Großküche verfügt. Der Transport von Lagerequipment per Lkw und der Aufbau der Zeltstadt erinnert heute mehr an ein großes Open-Air-Konzert als an einen beschaulichen Campingplatz.
Aber es ist doch auch vieles gleich geblieben. Viele junge Menschen leben eine Woche lang zusammen in der Natur, organisiert von einem Team aus Ehrenamtlichen. Eine Woche in einer »Parallelwelt«, in der man abseits von der Hektik des Alltags den Sommer genießen kann, rauskommt und abschalten kann.
Dabei winken für die Kinder große Abenteuer unter einem aufregenden Motto, das durch kleine Geschichten, verschiedenste Charaktere und mit einem spannenden Finale von den Mitarbeitenden entwickelt wird. Dabei gilt es dann zum Beispiel für die teilnehmenden Kinder, mit Mut und Geschick verschiedene Aufgaben am und um den Zeltplatz herum zu lösen, um letztlich ein vorgegebenes Ziel gemeinsam zu erreichen. Zum Beispiel wird eine riesige Rakete gebaut, ein Hollywoodfilm gedreht oder die Welt vor dem im Maya-Kalender prophezeiten Untergang bewahrt.
Zusammen mit Gleichaltrigen sein, am Lagerfeuer singen, im Essenszelt grölen, gemeinsam in Zelten übernachten und Abenteuer zu erleben, scheint ein zeitloses Konzept zu sein und die Jugend stets aufs Neue zu begeistern.
In den letzten Jahrzehnten hat sich damit eine besondere Gemeinschaft gebildet, die Resultat einer generationenübergreifenden Teilnehmerentwicklung ist. So gibt es inzwischen regelrechte »Zeltlager Familien«, wobei sich schon die Eltern an ihre ersten Abende am Lagerfeuer im Zeltlager erinnern können. Auch die meisten Mitarbeitenden waren selbst früher als Jugendliche mit im Zeltlager dabei. »Ich war schon als Kind dabei und weiß, was es mir damals für einen Spaß gemacht hat - das Gefühl möchte ich einfach weitergeben«, sagt zum Beispiel Mitarbeiter Moritz. »Es ist wunderbar zu sehen, dass unser Zeltlager so viele verschiedene Menschen zusammenbringt«, erklärt auch Yannis voller Stolz. So kenne man sich untereinander und finde vom Kindesalter an Freundschaften fürs Leben. Und dabei auch immer wieder neue Freunde, wenn neue Menschen ins Zeltlager mitfahren.
Wer denkt, dass so ein Angebot nur von Profis angeboten werden kann, irrt gewaltig: Das gesamte Team besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viele sind nicht nur während der Zeltlagerwoche dabei, sondern engagieren sich das ganze Jahr über in der Vorbereitung der Zeltlager-Tage. Das ist auch ein Grund dafür, dass sich über ein halbes Jahrhundert das Zeltlager so gut entwickeln konnte und nach wie vor die Menschen begeistert.
Und wird das auch noch in den nächsten 50 Jahren so sein? Lagerleiter Matthias Wacker meint dazu: »Auf jeden Fall. Klar können wir immer wieder etwas neu verändern, neu entwickeln oder auch bleiben lassen. Das Zeltlager ist aber stets so lebendig wie die Menschen, die daran arbeiten und die als Teilnehmer dabei sind.«
Und da immer wieder »Nachwuchs« dazukomme, gebe es immer wieder Menschen, die das Lager zu »ihrem« Lager machen, den guten Geist des Lagers aufnehmen und weiter verbreiten.