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38000 Menschen warten auf’s Passwort

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Von: Marc Schäfer

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Es ist eine Aktion von gigantischem Ausmaß: An der Justus-Liebig-Universität müssen nach dem mutmaßlichen Hackerangriff nun die Passwörter von allen E-Mail-Konten neu gesetzt werden.

Die Schlange scheint unendlich. Über mehrere Hundert Meter zieht sie sich am Montag schon kurz nach dem Beginn einer Aktion von gigantischem Ausmaß. »Wegen des IT-Sicherheitsvorfalls und der geplanten Wiederaufnahme des Betriebs in den nächsten Wochen ist es erforderlich, alle Netz-Passwörter für die Benutzererkennung zurückzusetzen und durch neue zu ersetzen«, schreibt die Justus-Liebig-Universität (JLU) in einer Mitteilung an Studierende und Mitarbeiter. Aufgrund rechtlicher Vorgaben des Vereins zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN), in dem die Universität Mitglied ist, könnten die neuen Passwörter, die vom Hochschulrechenzentrum vergeben worden sind, zudem nur persönlich übergeben werden. Das bedeutet, dass alle Nutzer der 38 000 E-Mail-Konten der JLU von Montag bis Freitag persönlich in der Turnhalle auf dem Campus der Sportwissenschaften am Kugelberg erscheinen müssen. Die Uni selbst bezeichnet diese Aktion als den »nächsten organisatorischen JLUoffline-Kraftakt«.

E-Mail-Programm hat Priorität

Die Maßnahme ist ein weiterer Schritt, die Folgen des mutmaßlichen Cyber-Angriffs, der am Sonntag voriger Woche aufgefallen war und die Universität sogleich dazu gezwungen hatte, alle Server vom Netz zu nehmen, zu beheben. Wie bereits angekündigt bestehe bei den Vorbereitungen zur Wiederaufnahme digitaler Funktionsbereiche die Priorität darin, noch vor der Weihnachtspause die E-Mail-Kommunikationsfähigkeit für alle Mitglieder und Angehörige der JLU wiederherzustellen. Um die Wartezeiten bei dieser Mammutaktion so gering wie möglich zu halten, bittet die Universität darum, nach Geburtsmonat sortiert, am Kugelberg zu erscheinen. Am Montag waren die Monate Januar und Februar dran, heute soll es von 8 bis 10 Uhr mit dem Febraur beginnen, von 10 bis 14 Uhr sind die JLU-Angehörigen mit Geburtsmonat März an der Reihe. Die folgenden Zeitfenster bis Freitag sind auf der Homepage der JLU unter www.uni-giessen.de einzusehen. Wichtig für die Abholung: Personalausweis oder JLU-Chipkarte mitbringen.

Am Montag warteten die ersten Personen schon lange vor 14 Uhr auf den Beginn. Auch im Stadtverkehr rund um die Grünberger Straße machte sich die Aktion bemerkbar. Es kam zum Teil zu langen Rückstaus. »Es gibt für dieses Vorgehen keine Alternative. Das persönliche Erscheinen ist Voraussetzung dafür, dass die E-Mail-Funktion demnächst wieder genutzt werden darf«, erklärt die JLU.

Offener Brief von Mukherjee

Nach dem beispiellosen mutmaßlichen Cyber-Angriff arbeite die Universität nach wie vor daran, alle Windows-basierten Endgeräte der Beschäftigten auf möglichen Virenbefall zu scannen. Um für die Studierenden Nachteile bei externen Bewerbungsverfahren zu vermeiden, wurde ebenfalls auf der Homepage ein Brief des Präsidenten hinterlegt, den Absolventen sich für ihre Bewerbungsunterlagen herunterladen können. Da diese ihren Abschluss derzeit nicht nachweisen könnten, »wären wir angesichts der besonderen Ausnahmesituation sehr dankbar, wenn diesen Bewerberinnen und Bewerbern eine großzügige Frist zur Nachreichung der Unterlagen eingeräumt werden könnte«, schreibt JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee.

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