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18 Millionen für die Uniklinik

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Von: Sebastian Schmidt

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Wissenschaftsministerin Angela Dorn-Rancke (ganz rechts) überreicht Förderbescheide an der Uniklinik. Mit den Geldern soll auch eine Pandemiestation aufgebaut werden. © Romulo Olivera Da Silva

Gießen (seg). Es war sicher nicht einer der leichtesten Termine für die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn-Rancke (Grüne) am Dienstag im Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM). Denn die Stimmung zwischen dem Land und dem Krankenhausbetreiber, der Rhön-Klinikum AG, ist zurzeit angespannt. Verhandlungen über die weitere Förderung der Klinik - es geht um eine halbe Milliarde Euro - sind nach Aussage von Dorn an einem »Tiefpunkt« angelangt.

Trotzdem - oder besser gesagt, genau deswegen - wollte es sich die Wissenschaftsministerin nicht nehmen lassen, die Bescheide über eine andere Geldzuweisung aus dem Krankenhauszukunftsfonds persönlich zu übergeben. »Ich will zeigen, dass wir weiter an einer Einigung interessiert sind«, sagt sie bei einem Pressegespräch.

Ab 2024: Digitale Sprechstunde

Der Krankenhauszukunftsfonds wird aus Bundes- und Ländermitteln bestritten und soll vorrangig den Ausbau der Digitalisierung und der Notfallkapazitäten fördern. Dorn sagt, dass die Idee dazu in der Coronazeit entstanden ist. »Wir haben die Verantwortung, die Kliniken in die Zukunft zu führen.« Beide Standorte des UKGM, Gießen und Marburg, haben nun erfolgreiche Anträge gestellt und erhalten jeweils neun Millionen Euro aus dem Fonds.

Die Gelder stehen ab sofort zu Verfügung, und das UKGM will die anvisierten Projekte bis Ende 2024 umsetzen. Dazu gehört zum Beispiel, dass in Gießen flächendeckend eine digitale Patientensprechstunde möglich gemacht werden soll. Christiane Hinck-Kneip, die kaufmännische Geschäftsführerin der Gießener Klinik, sagt: »Wir haben überlegt, wie wir das Geld am besten sehr breit einsetzen können.« Eine digitale Patientensprechstunde über einen Videochat habe es während Corona in einzelnen Bereichen bereits gegeben; jetzt soll dieser Service ausgeweitet werden und ein Patientenportal entstehen. Außerdem soll auch die Visite und die Notaufnahme stärker digitalisiert werden, sodass Personal jederzeit Zugriff auf wichtige Informationen wie die Blutwerte hat.

»Als ich angefangen habe, hatte jede Klinik noch eine Infektionsstation«, sagt Hinck-Kneip. Die seien irgendwann jedoch aufgelöst worden. Als Lehre aus Corona soll ein Teil der Gelder nun dafür genutzt werden, um in Gießen eine neue Pandemiestation mit Einzelbetten aufzubauen. Um zukünftig - »welche Infektion auch immer kommen mag« - besser gerüstet zu sein, erklärt die Geschäftsführerin.

Ein Teil der Gelder soll auch in neue Technik fließen. So soll damit die »interoperative Bildgebung« am UKGM in Gang gebracht werden, erklärt Klinikdirektor Hans-Peter Howaldt. »Das ist zum Beispiel bei der Operation von Schädel-Basis-Tumoren sehr hilfreich.« Mit der interoperativen Bildgebung kann der Chirurg das Ergebnis der Operation bereits im OP-Saal beurteilen und entsprechend handeln. Damit könne man letztendlich verhindern, dass Patienten mehrfach operiert werden müssen. Nicht verschweigen will Howaldt, dass die Gelder auch genutzt werden, um die Ausstattung der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung zu verbessern. Unter anderem auch deswegen, um die Berufungswünsche eines Professors zu erfüllen. »Wir konnten die Berufung damit im Wesentlichen retten.«

Unterschiede bei den Standorten

Die beiden Standorte der Uniklinik in Gießen und Marburg sind im Bereich Digitalisierung übrigens unterschiedlich aufgestellt. Howaldt erklärt das damit, dass es am UKGM in Gießen früher »richtige Nerds« gegeben habe, zum Beispiel in der Anästhesie. Die technikbegeisterten Mitarbeiter hätten einiges vorangetrieben, wovon der Standort heute profitiere.

Das UKGM Marburg will die Gelder unter anderem nutzen, um eine digitale Patientenakte einzuführen, sagt Sylvia Heinis, die kaufmännische Geschäftsführerin der Marburger Klinik. In Gießen gibt es die bereits. Ansonsten soll in Marburg laut Heinis zum Beispiel ein Terminvergabesystem eingeführt werden. Außerdem soll ein neues MRT-Gerät angeschafft und ein bestehendes erneuert werden. Auch das roboter-assistierte Chirurgiesystem Da Vinci soll auf den neusten Stand gebracht werden. Uwe Wagner, ärztlicher Geschäftsführer der Marburger Klinik, nennt den Ausbau der Digitalisierung am UKGM nicht umsonst einen »ganz wichtigen Schritt«.

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